Gerade etwas mehr als die Hälfte der Absolventen der École hôtelière de Lausanne (EHL) arbeitet heute im Gastgewerbe. Laut einer Umfrage der EHL beabsichtigt ein Drittel der Abgänger der Hotelfachschule beim Abschluss, sich selbstständig zu machen. Egal, für welchen Weg sich die jungen Menschen entscheiden, sie werden von ihrer Ausbildungsstätte sowie Alumni eng begleitet – wenn sie dies möchten. Jährlich finden zwei Karrieremessen auf dem Lausanner Campus statt. Über 30 000 Alumni in 150 Ländern organisieren über 300 Veranstaltungen jährlich.

Linda Hüsser und Meret Diener

Linda Hüsser und Meret Diener absolvierten die EHL gemeinsam zwischen 2015 und 2019. «Es war uns bereits damals klar, dass wir einmal gemeinsame Sache machen», so Hüsser. Da ihre Leidenschaft in der Gastronomie liegt, schwebte den zwei jungen Frauen vor, ein Konzept mit Fokus auf lokale Produkte zu verwirklichen.

2021, mitten in der Pandemie, machten sich die zwei Frauen selbstständig. «Wir verkauften aus einem Fenster gegrillte Cheese Sandwiches.» Mit grossem Erfolg. Die Brötchen sorgten für Schlagzeilen und Warteschlangen. Das nächste, zweimonatige Pop-up, «Atomic Fritten», sorgte für weitere Präsenz. So kam es, dass Hüsser und Diener ein Restaurant mitten in Zürich angeboten wurde. «Charmant und gut gelegen, genau so, wie wir es uns vorgestellt haben.»

In der «Goldigen Guttere» verwirklichen die zwei Frauen fortan ihren Traum von der Gastronomie: gemüsebasiert, mit viel Frische, überraschend und trotzdem ohne Chichi. In einem wertschätzenden Umfeld servieren sie monatlich ein Menü, bestehend aus Schweizer Lebensmitteln. «Wir machen im Sommer sehr viel ein, deshalb können wir während der Wintermonate Spannendes zubereiten», so Linda Hüsser.

Während sie sich um die Kreation der Menüs, das Kochen, die Kommunikation und das Marketing kümmert, amtiert Meret Diener als Gastgeberin, Buchhalterin und Personalverantwortliche. Derzeit ziehen sich die zwei jedoch etwas aus dem operativen Bereich zurück: Sie hecken bereits wieder etwas Neues aus.

Alejandra Abad

Die 33-jährige Alejandra Abad hat die EHL 2019 abgeschlossen. Nach einigen Jahren in verschiedenen Positionen in der Hotelberatung, unter anderem bei Swiss Hospitality Solutions (SHS) und bei Hospitality Investor, machte sich die junge Geschäftsfrau Ende 2022 als Beraterin in einem Teilzeitpensum selbstständig.

Vergangenen Januar führte sie ihr erstes eigenes Event durch. Die Kunstveranstaltung «Nuna» war innert kurzer Zeit ausverkauft. «Mit ‹Nuna› will ich Kunstinteressierte mit Foodies zusammenbringen, um gemeinsam Kunst für einen guten Zweck zu geniessen», so Alejandra Abad. In der Fame Gallery in Zürich präsentierte sie ihre selbst gemalten Bilder.

Am 21. September fand ihr zweites Event statt, ein «Flying Dinner» im Kameha Grand Hotel in Opfikon. Zu sehen waren sowohl Abads als auch Rolando Duartes abstrakte Gemälde und Designerstücke von der EHL-Abgängerin Isabella von Pfetten. Der Anlass wurde begleitet von kunstinspiriertem Essen von Norman Kunth und Manuel Portmann von Stamped Catering. Auch diesmal floss ein Teil der Erlöses an «El Fogon» des Schweizer Vereins Cuisines sans Frontières. Das Projekt ermöglicht im Amazonasgebiet von Ecuador – Abads Geburtsland – Bildung in Gastronomie und Tourismus.

Die Geschäftsfrau will ihr Konzept in Zukunft vermehrt Hotels und Restaurants präsentieren. «‹Nuna› funktioniert auch als Pop-up. Es könnte überall dazu verhelfen, vermehrt auch externe Gäste anzulocken», erläutert Alejandra Abad ihr Vorhaben. Nächstes Jahr wird sie ihr Konzept ins Tessin bringen. Dann wird «Nuna» im Restaurant Fiore di Pietra von Stararchitekt Mario Botta stattfinden.

Dominic Ziegler

[IMG 3]Aufgewachsen in einem 5-Sterne-Hotel in den Schweizer Alpen, war Dominic Ziegler schon früh dem Tourismus und der Natur verbunden. An der EHL setzte er sich vertieft mit nachhaltigem Tourismus auseinander. Nach dem Abschluss 2006 war er erst bei einem Onlinereise-Start-up als Partner Relations Manager tätig. Danach erwarb er ein Diplom als Umweltberater.

2014 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit. Die Arbofino AG bietet in Ecuador ein Teak Impact Investment, Bio-Kakao in Mischkultur und Naturschutzprojekte zur CO₂-Kompensation mit Biodiversitätsförderung an. «Wissenschaftliche Projekte mit Universitäten, soziale Projekte mit Einheimischen und die Gründung unserer eigenen gemeinnützigen Stiftung Bosquefino unterstreichen unseren ganzheitlichen Ansatz.»

Nicola Gryczka

[IMG 2]Die 39-jährige Nicola Gryczka schloss 2007 die EHL ab. 2014 zog die gebürtige Polin nach Brasilien. «Ich wollte etwas für mein neues Land tun und ging 2015 mit David Hertz eine Partnerschaft ein, um die Organisation Gastromotiva zu leiten und voranzutreiben.» Gastromotiva bietet weltweit kostenlose Berufsausbildungen an. 2018 gründete Gryza daraus das «Social Gastronomy Movement» (SGM), welches sie heute als CEO mit Patrick Honauer führt.

Das globale Netzwerk nutzt die Kraft des Essens, um sozialen Wandel zu bewirken. Es hilft beispielsweise lokalen Bauern, einen Markt für ihre Lebensmittel zu finden, oder verhindert Food-Waste durch Upcycling. 2018 wurde Nicola Gryczka zur «Unternehmerin des Jahres» der EHL erkoren. Die EHL schickt regelmässig in Praktikantinnen und Praktikanten in Gryczkas Programme. Nächstens möchte die Powerfrau an der EHL Kurse in Social Entrepreneurship anbieten, um neue Modelle für die Zukunft vermitteln.