Was banal klingt, ist überhaupt nicht banal und wirkt sich direkt in Ihrer Kasse aus, liebe Hotelièren und Hoteliers! Mit jedem Tag, den wir das Tourismusjahr länger bespielen, generieren wir mehr Umsatz und damit mehr Freude. So einfach ist das. Das Zauberwort heisst Ganzjahrestourismus – und das wiederum bedeutet Ganzjahresstellen, Ganzjahressaläre, Ganzjahresumsätze. [RELATED]

Von der klassischen (und damit bequemen ...) Saisonalität im Berggebiet müssen wir uns mental lösen. In unserem Land liegt hier, mit Verlaub, noch einiges brach – oder anders gesagt: Wir sind von ganz viel Potenzial umgeben. Der farbige Herbst ist für die Berggebiete, was das Frühlingserwachen für die Seeregionen ist. Ennet dem Gotthard haben wir den «Novembre dorato» – den November, der zwischen der Leventina und Mendrisiotto noch genauso farbenfroh ist wie der Oktober. In der Stadt findet die Nebensaison am Sonntag statt.

In der Hotellerie muss es einer Destination gelingen, ein Mindest­­-an­gebot an Unterkünften, Gastronomie und Attraktionen bereitzustellen.

Der Sommer und der Winter sind für uns Touristiker und Touristikerinnen landauf, landab traditionell die starken Saisons. Und gerade in diesen Hochsaisons – im Juli, im August und während der Weihnachtsferien oder im Februar – fehlt es vielerorts rasch einmal an Kapazitäten. Wo setzen wir nun an? Investieren wir den gesamten Ressourceneinsatz für nur mal fünf Reisende mehr in der Hochsaison (Abschöpfungsstrategie)? Oder lohnt es sich nicht vielmehr, auf mehr Gäste in den Nebensaisons zu setzen (Investitionsstrategie)? Denn in unserer grossen weiten Welt will immer ein potenzieller Gast reisen. In irgendeinem unserer zahlreichen und diversifizierten Märkte herrscht immer Ferien- und Reisesaison!

Oft höre ich, es sei aufwendig und kompliziert, den gesamten Tourismusbetrieb einer Destination durchgehend aufrechtzuerhalten. Vor allem im Alpenbogen entgegnet man: «Alle unsere Hotels am Platz offen halten für die paar Herbstgäste? Vollbetrieb in allen Restaurants noch im Oktober? Geht nicht, Nydegger!» Doch, doch, liebes Hotelfach, wenn wir es clever machen, dann geht das!

Den Vollbetrieb braucht es aber nicht. Ich verstehe völlig, wenn die Bergbähnler in der Nebensaison schliessen, immerhin unter der Woche – für die für die Seilbahnen wichtigen Revisionen. In der Hotellerie muss es einer Destination gelingen, ein Mindestangebot an Unterkünften, Gastronomie und Attraktionen bereitzustellen. In der Stadthotellerie ist ein Ganzjahresbetrieb seit je Courant normal. Es ist eine Frage der Koordination und Absprache, damit die Gäste Gewissheit haben, dass wir es ernst meinen mit dem Ganzjahrestourismus.

Oder wie es einer der grossen Tourismusfachmänner und -pioniere mir gegenüber kürzlich ausdrückte: Wenn Gäste erst anrufen müssen, ob der Betrieb überhaupt offen sei, ist es eigentlich schon zu spät. Es handelt sich um eine Investition ins Zukunftsgeschäft, die etwas Anlauf benötigt. Meine Wunschvorstellung für unsere erfolgreiche Ganzjahresdestination: Das Ferien- und Reiseland Schweiz ist ein «Resort» und hat immer offen.

Martin Nydegger ist Direktor bei Schweiz Tourismus.