Dies sei ein wichtiger Schritt zu einer Rückkehr in die Normalität, sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Freitag vor den Medien in Bern. Wenn die neue Teststrategie umgesetzt werde, sei es trotz stagnierender Zahlen möglich, weitere Öffnungen umzusetzen. Der Bundesrat gehe damit ein Risiko ein. Die Fallzahlen in den umliegenden Ländern stiegen wieder. «Wir dürfen nicht die Kontrolle verlieren.»
Künftig soll jeder Mensch im Land, der das wünscht, sich gratis testen lassen können, sagte Berset. Der Bund wolle viel mehr testen, damit die kontaminierten Personen schneller identifiziert werden könnten. Mit der Übernahme der Kosten durch den Staat will die Regierung den Zugang zu den Tests vereinfachen.
Das Ziel ist laut Berset unter anderem, dass sich rund 40 Prozent der mobilen Bevölkerung in Unternehmen, Schulen und Universitäten künftig regelmässig testen lassen. Ab dem 15. März sollen alle Tests in Apotheken oder Testzentren kostenlos sein – auch für Personen ohne Symptome und für Grenzgängerinnen und Grenzgänger.
Fünf Selbsttests pro Person und Monat
Zudem will der Bund jeder Person fünf Selbsttests für zu Hause pro Monat gratis abgeben, sobald verlässliche Tests dieser Art zur Verfügung stehen. Laut Berset könnte dies bereits ab Anfang April der Fall sein. Bezogen werden könnten die Selbsttests von privaten Anbietern dereinst in Apotheken.
Selbsttests für zu Hause hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bislang noch nicht genehmigt. Für die Anwendung solcher Utensilien bei asymptomatischen Personen würden noch nicht genügend Informationen vorliegen, hiess es.
Die Landesregierung gibt ihre Pläne für die Ausweitung der Teststrategie in die Konsultation bei den Kantonen. Definitiv entscheiden will sie am 12. März.
Befreiung von Quarantänepflicht
Der Bund ermuntert insbesondere Unternehmen und Schulen zu wiederholten freiwilligen Tests. Firmen, die häufig testen, können nach den Plänen des Bundesrats durch die Kantone von einer Quarantänepflicht für Kontaktpersonen befreit werden. Allerdings müssen die Betriebe daneben weiterhin die Schutzkonzepte befolgen.
In Unternehmen und Schulen soll die Testform mit sogenannten gepoolten Speichel-Proben zur Anwendung kommen. Dabei werden die Proben der Testpersonen nicht einzeln, sondern wegen der Material- und Zeitersparnis in einer einzigen Sammelprobe analysiert.
Der Bundesrat warnte zugleich vor Risiken bei einer Ausweitung der Massentests. Jedes Testresultat sei nur eine Momentaufnahme, hiess es in der Mitteilung. Ausserdem seien Selbsttests und Schnelltests deutlich weniger verlässlich als PCR-Tests. Ein negativer Test dürfe nicht zu falscher Sicherheit und unvernünftigem Verhalten führen.
«Kein Allheilmittel»
Berset appellierte an die Selbstverantwortung der Bürger. Positive Selbsttests müssten nicht gemeldet werden, aber Leute, die sich selber positiv testen würden, seien aufgefordert, umgehend einen verlässlicheren PCR-Test zu machen und sich bei einem erneuten positiven Resultat sofort in Isolation zu begeben.
Tests sind laut Berset «kein Allheilmittel». Sie seien aber ein wichtiger Schritt für weitere Lockerungen. Die Grundregeln wie Abstandhalten, Masketragen und die Handhygiene blieben bestehen.
Berset erklärte, dass die Testoffensive die Fallzahlen und etwa die Positivitätsrate beeinflussen werde. Dies müsse bei der Beurteilung der Lage berücksichtigt werden. Es sei aber kein Grund, auf Tests zu verzichten.
Zwei Milliarden Franken für Tests
Noch nicht entschieden ist laut dem Bundesrat, ob ein negatives Testresultat als Voraussetzung für die Teilnahme an gewissen Veranstaltungen oder den Zugang zu gewissen Bereichen definiert werden darf.
Der Bundesrat schätzt die Kosten für die Ausweitung der Teststrategie für das Jahr 2021 auf über eine Milliarde Franken. Eine ebenso hohe Summe war bereits im Januar für die bisherigen Tests gesprochen worden. Grundlage bildet das Covid-19-Gesetz. Dieses ist bis Ende Jahr befristet. Gegen das Gesetz wurde das Referendum ergriffen. Das Volk stimmt am 13. Juni darüber ab. (sda og)