Der Grund für die fehlende Information ist, dass die Gewarnten nicht wie gewünscht die Infoline angerufen hatten, sondern sich direkt testen liessen. Das sagte Sang-Il Kim, Leiter Abteilung Digitale Transformation im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Donnerstag an einem Mediengespräch. Wegen der engen Vorgaben bezüglich des Datenschutzes sind die Verantwortlichen auf solche Angaben angewiesen.
Über 135 eingegebene Codes
Mindestens 85 Personen haben laut Angaben eines BAG-Sprechers bei der Hotline angerufen, bei bislang über 135 eingegebenen Codes von Infizierten. Unklar ist auch, wie viele Personen sich wegen einer solchen Warnung testen liessen.
Die Zahl der aktiven App-Nutzer liegt gemäss den neusten Zahlen bei 945'000 Nutzenden, während die App eigentlich fast 1,85 Millionen heruntergeladen wurde. Die grosse Diskrepanz ergibt sich gemäss den Verantwortlichen daraus, dass einige Nutzer den Installierungsprozess nicht abgeschlossen haben, das Business-Handy ausschalten oder zeitweise den Flugmodus einschalten. So kann kein Abgleich gemacht werden. Am Freitag oder nächste Woche soll eine genauere Messmethode und ein häufigerer Abgleich eingeführt werden.
Zwei Millionen Downloads seien schon mal nicht schlecht, bilanzierte Kim, auch im Vergleich zum Ausland. Trotzdem sollen schnell weitere Nutzerinnen und Nutzer gewonnen werden. Neben den Telekomanbietern, die in den kommenden Tagen mit einer SMS eine Empfehlung zur Nutzung der App versenden werden, soll auch die Post eingespannt werden. In einer Testphase in der Deutschschweiz, der Romandie und im Tessin sollen Post-Kunden am Schalter Hilfe bei Fragen rund um die App bekommen.
Nun müssten Erfahrungen gesammelt und laufend Verbesserungen vorgenommen werden. Kim macht keinen Hehl daraus: «Es ist noch ein sehr, sehr langer Weg. Die App wird uns noch mehrere Wochen oder Monate begleiten».
Insgesamt gute Noten in Umfrage
In einer repräsentativen Online-Umfrage des Link Instituts wurde die App zwar insgesamt positiv beurteilt, wie Link am Donnerstag schrieb. Namentlich in der Deutschschweiz und bei Angehörigen der Risikogruppe findet die App gemäss den Angaben Anklang. Etwa jeder Vierte der über 1000 Antwortenden kritisierten aber den fehlenden persönlichen Nutzen und dass die App keine Sicherheit gebe.
Argumente von Nicht-Nutzern gegen die App waren Datenschutzbedenken und dass sie auf ihrem Mobiltelefon Bluetooth nicht aktivieren wollten – über Bluetooth stellt die App fest, ob Kontakt zu Infizierten bestand. Weitere Gegenargumente waren ein zu hoher Akkuverbrauch und ein zu altes Handy-Betriebssystem. Die Umfrage wurde zwischen 7. und 14. Juli in der Deutschschweiz und in der Romandie durchgeführt. (sda)