Die Kongresshaus Zürich AG hat im März eine unmittelbar bevorstehende Zahlungsunfähigkeit abgewendet, bleibt aber trotz massiver Sparmassnahmen sanierungspflichtig. Es erfolgt nun ein Kapitalschnitt und eine Kapitalerhöhung. Zudem werden Kongresshaus- und Tonhallenbetrieb neu aufgestellt.
Der Verwaltungsrat der Kongresshaus Zürich AG beantragt den Aktionärinnen und Aktionären im Sommer an einer ausserordentlichen Generalversammlung eine Bilanzsanierung. Das teilte die Stadt Zürich mit, die mit einem Anteil von 7,6 Prozent die grösste Minderheitsaktionärin ist.
4,5 Millionen Franken neues Kapital
Vorgesehen ist eine sogenannte «Harmonika»: Der Nennwert jeder einzelnen Aktie soll von 1000 Franken auf 100 Franken reduziert werden. Gleichzeitig erfolgt eine Kapitalerhöhung um 4,5 Millionen Franken, damit das Aktienkapital wieder den ursprünglichen Wert von 5 Millionen Franken erreicht.
Damit die Sanierung gelingt, beantragt der Stadtrat dem Gemeinderat eine Erhöhung der städtischen Beteiligung von höchstens 4,5 Millionen Franken. Zeichnen weitere Aktionärinnen und Aktionäre neue Aktien, reduziert sich die Beteiligung der Stadt entsprechend.
Die Corona-Pandemie traf die Kongresshaus Zürich AG gemäss städtischer Mitteilung «besonders hart». Das Unternehmen sei zuvor schon geschwächt gewesen, weil Kongresshaus und Tonhalle während einer Sanierung mehrere Jahre geschlossen waren.
«Kurz nach Eröffnung des renovierten Kongresshauses im September 2021 führten pandemiebedingte Schliessungen zu einem Kapitalverlust», schreibt die Stadt in ihrer Mitteilung. Unter anderem dank eines von ihr im März 2022 gewährten rückzahlbaren Darlehens in der Höhe von 1,9 Millionen Franken blieb die AG zahlungsfähig.
Neue Organisation
Die öffentlich-rechtliche Kongresshaus-Stiftung, der das Gebäudeensemble am See mit Kongresshaus und Tonhalle gehört, will zudem «einen langfristig stabilen Betrieb gewährleisten» und dazu die «Betriebssituation entflechten und vereinheitlichen».
Der Betrieb des Kongresshauses wird künftig durch die Kongresshaus Zürich AG organisiert. Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich AG wird alleinige Mieterin des Tonhalle-Gebäudeteils und damit neu Vermieterin und alleinige Ansprechpartnerin für Drittveranstaltungen in der Tonhalle.
Diese Neuorganisation erhöht die Mietkosten für die Tonhallen AG um jährlich 216'800 Franken. Diese Mietkosten sollen gemäss Mitteilung wie bis anhin von der Stadt Zürich getragen werden.
Indirekte Förderung für Tourismus und Hotellerei
Die Kongresshaus AG soll demgegenüber neu weniger Miete an die Kongresshaus-Stiftung zahlen. Die bisherige Miete liege «deutlich über marktüblichen Vergleichsgrössen», heisst es in der Mitteilung.
Damit die Stiftung trotz weniger Mieteinnahmen den Unterhalt und künftige Renovationen tragen kann, soll die Stadt den maximalen jährlichen Betriebsbeitrag um knapp 1 Million auf 3,85 Millionen Franken erhöhen.
«Das Kongresshaus spielt eine bedeutende Rolle für den Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Zürich», begründet der Stadtrat seine Anträge an den Gemeinderat. Werde es unterstützt, fördere die Stadt damit indirekt auch den Tourismus, die Hotellerie, den Detailhandel in der Innenstadt und die Veranstaltungsbranche. Das seien alles Bereiche, «die von der Pandemie insgesamt stark betroffen waren». (sda/stü)