«Die alpinen Destinationen investierten seit einigen Jahren in die Infrastruktur ausserhalb der Wintersaison», sagte Christian Laesser, Wirtschaftsprofessor an der Universität St.Gallen, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. So werde etwa in Mountainbike-Strecken, Baumklettern oder Sommerrodel-Anlagen investiert.
Gerade die Südtiroler Ferienorte hätten das verstanden: «Im Frühling und Herbst setzen sie auf deutsche und österreichische Gäste und im Sommer füllen italienische Touristen auf der Suche nach Abkühlung die Hotels.» So ist das ganze Jahr über für einen relativ konstanten Touristenstrom gesorgt.
In der Schweiz sieht Laesser zwar etwa Davos als gutes Beispiel für eine Destination mit einem guten Ausgleich zwischen Sommer- und Wintergeschäft. Die meisten Bergdestinationen seien im Sommer aber noch nicht voll ausgelastet.
Klimawandel als Chance
Zudem gelingt es Laesser zufolge offenbar auch Davos nicht, die zusätzlichen Übernachtungen im Sommer in gleichem Masse in Mehreinnahmen umzumünzen. Damit die Gäste auch ausserhalb des Wintertourismus mehr Geld ausgeben, gilt es also das Angebot an Aktivitäten weiter auszubauen.
Auch die Diversifikation der Kunden spiele eine wichtige Rolle, um Besucherzahlen übers ganze Jahr hinweg hochzuhalten. Engelberg etwa setze dabei auf den internationalen Tourismus und insbesondere auf Indien, so Laesser.
Genau dieses Ziel einer saisonalen Glättung des Gästeaufkommens strebt denn auch Schweiz Tourismus an, wie Direktor Martin Nydegger jüngst betonte. So könnte der Klimawandel letztlich den alpinen Destinationen in die Karten spielen - oder zumindest einen Weg bieten, um die schwierigeren Bedingungen im Winter zu kompensieren.
Trotz Extremhitze ans Mittelmeer
Einfach werden dürfte es für den Bergtourismus aber nicht. «Die Leute wollen in den Süden und in die Wärme», so Nydegger im Rückblick auf den ersten Sommer nach der Pandemie. Zwar kämen auch Touristen in die Schweizer Berge wegen der Kühle, aber die Verschiebung sei langsam.
Dabei herrschten diesen Sommer in einigen südeuropäischen Ländern Rekord-Temperaturen, teilweise über 45 Grad. Die extreme Hitze scheint Schweizerinnen und Schweizer aber kaum davon abzuhalten, Badeferien zu machen. «Die Destinationen am Mittelmeer sind nach wie vor sehr beliebt», betonte eine Sprecherin von Tui Suisse auf Anfrage.
Zudem stelle sie fest, dass mit den steigenden Temperaturen der Herbst von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewinnt. Die Badesaison in den Mittelmeerländern wird damit immer länger. So buhlen die Bergorte künftig wohl zunehmend mit den Badeorten auch in den Nebensaisons um Kunden. (keystone-sda)