Die Rad-WM passe gut zur Velostadt Bern, lautete der Tenor von Parteien der Linken bis zur Rechten am Donnerstag im Stadtrat. Lobend erwähnten viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier das nachhaltige Konzept. Dieses beachtet unter anderem Aspekte bezüglich Umwelt, Energieeffizienz und den Einbezug lokaler Produkte.
Bei vielen Anklang fand auch, dass die Paracycling-WM – die WM für körperlich eingeschränkte Sporttreibende – direkt im Anschluss an die Rad-WM stattfinden wird. Kritisch beurteilten SP und FDP, dass der Kanton Bern beim Projekt zu wenig einbezogen wurde. So sei er etwa bei der Vereinsgründung für den Anlass nicht involviert gewesen. Das sei noch nachzuholen, so die SP.
Finanzen vs. Reputation
Einzig Parlamentarier aus der Ratslinken stellten sich gegen den Anlass. Grünes Bündnis und Junge Alternative zeigten sich skeptisch: Egal wie nachhaltig dieser «Mega-Event» sei, die Belastung für die betroffenen Quartiere durch das Verkehrsaufkommen sei immer hoch. Die Freie Fraktion hat sich gänzlich gegen den Anlass ausgesprochen. Ein Defizit sei der Normalfall für Velo-Weltmeisterschaften und damit das finanzielle Risiko zu hoch, argumentierte die Fraktion am äusseren linken Rand. Es gehe nicht darum, Geld zu verdienen, sondern um viel mehr – nicht zuletzt um die Reputation der Stadt Bern, konterte die SP.
Findet die Rad-WM in Bern statt, wird der Sportanlass in rund 150 Ländern im Fernsehen übertragen.
Die positiven Argumente überwogen im Parlament schlussendlich: Mit 51 Ja gegen neun Nein bei drei Enthaltungen hat der Stadtrat dem Millionen-Kredit zugestimmt. Vom Kredit sind rund 1,8 Millionen Franken Gebührenbefreiungen und 1,7 Millionen Franken verschiedene Beiträge der Stadt.
Sicherheitsdirektor: «Kandidatur der Herzen»
Der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause hat die Zustimmung des Stadtrates bereits als «historischen Entscheid» betitelt. Ihm schwebt «ein Volksfest wie vor zehn Jahren die Euro 08» vor. Zuerst muss sich Swiss Cycling im März 2019 aber für die Stadt Bern entscheiden. Denn Interesse am Event gezeigt hat auch Zürich. Nause zeigte sich diesbezüglich optimistisch. «Zürich klotzt, wir aber haben eine Kandidatur der Herzen», sagte Nause.
Die Rad-WM dauert acht Tage. Erwartet werden ungefähr 1000 Athletinnen und Athleten sowie mehr als eine halbe Million Zuschauerinnen und Zuschauer. Dass die Weltmeisterschaft 2024 in der Deutschschweiz über die Bühne geht, steht seit vergangenem Herbst fest. 2020 findet sie in Aigle (VD) und in Martigny (VS) statt. (sda)