Martin Nydegger, Schweiz Tourismus (ST) Direktor, und Damian Constantin, Präsident der regionalen Tourismusdirektoren der Schweiz (RDK), präsentierten zusammen mit weiteren Fachleuten in Zürich die Ergebnisse der Bevölkerungsstudie «Tourismusakzeptanz» in der Schweiz.
Das Stichwort «Overtourism» beschäftige die Öffentlichkeit und die betroffenen Gemeinden in regelmässigen Abständen, schreibt ST. Die Untersuchung, die das Zürcher Marktforschungsunternehmen Insight Institute AG im Auftrag von ST und der RDK im April/Mai dieses Jahres landesweit durchgeführt hat, diene dem tieferen Verständnis der Tourismusakzeptanz sowie der Bedeutung des Tourismus in der Gesellschaft.
Die Studienergebnisse zeigen klar, dass die Schweizer Bevölkerung den Tourismus grundsätzlich positiv betrachtet und dessen Bedeutung hoch einschätzt. Dem Grossteil der Bevölkerung bereitet der Tourismus keine Sorgen, lediglich eine kleine Minderheit (5 % der Befragten) fühlt sich durch den Tourismus besorgt.
Stolz und Anerkennung der Wichtigkeit der Branche
Der Stolz über die Attraktivität der Destination Schweiz für Gäste aus aller Welt ist bei 78 Prozent der Befragten sehr ausgeprägt. Zudem messen Personen mit engem beruflichem Bezug zum Tourismus sowie die Bevölkerung in Tourismuszentren und Städten der Branche eine grosse Bedeutung zu. Ebenso ältere Befragte sowie Befragte in der Westschweiz und im Tessin.
Diese Wichtigkeit sehen die Teilnehmenden der Studie in den positiven Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt, aber auch im Infrastruktur-, Kultur- oder Freizeitangebot, das dank des Tourismus im Land vielfältig und attraktiv ist.
Gesellschaftliche Herausforderungen auch im Tourismus
Wenn in Zusammenhang mit dem Tourismus Probleme wahrgenommen werden, dann sind dies gemäss den Befragten folgende Top-Fünf: die Teuerung (10,4%), Verschmutzung und Littering (9,7 %), Verkehrsprobleme (9,6 %), knapper Wohnraum (9,4 %) sowie Natur- und Umweltschäden (8,4 %).
Vor allem bei Befragten in den Tourismuszentren sind diese Themen präsent. Von der Bevölkerung punktuell wahrgenommen wird zudem eine gewisse Respektlosigkeit von Touristinnen und Touristen – sei es gegenüber den Befragten, deren Familien oder auch dem eigenen Land, der Umwelt gegenüber. All diese genannten Probleme sind allgemein bekannte gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, die jedoch gar nicht oder nur indirekt im Tourismus begründet sind.
Branche sensibilisiert und informiert
Es gebe in der Schweiz keinen flächendeckenden Übertourismus. Zu beobachten seien allerdings punktuell lokale und zeitliche Engpässe, so ST. Sowohl die Tourismusbranche als auch ST seien sich dieser Thematik bewusst und nehmen die Sorgen der Bevölkerung sehr ernst, auch wenn diese nur eine kleine Minderheit effektiv beschäftige.
«Wir wollen das Thema proaktiv auf verschiedene Arten aufnehmen: Information und Sensibilisierung zusammen mit den Anspruchsgruppen vor Ort, Aktionen und Angebote speziell für Einheimische, aber auch die Schaffung von diversifizierenden Tourismusangeboten wie etwa kürzlich die Glacier E-Bike Tour vom Wallis über die Zentralschweiz bis nach Graubünden», führt Damian Constantin, Präsident der RDK, aus.
Ergänzend dazu ist auch die Tourismuspromotion von ST: etwa die Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern für Programme abseits der bekannten Pfade, wie zum Beispiel für chinesische Journalistinnen und Content Creators auf Wanderwegen und e-Bike-Touren in Davos-Klosters. Auch zu erwähnen sind das Angehen von Nischen-Zielgruppen wie japanische Velofans in Andermatt, Vals und Villars und geschicktes Content Creator Marketing, ein Weiterbildungscamp für Content Creators aus den USA und anderen Ländern im September in Saas-Fee mit Reisen durch die ganze Schweiz und Liechtenstein im Anschluss.
Kein «Overtourism» in der Schweiz, aber ernstzunehmende Engpässe
Massen- oder Übertourismus seien weltweit kein neues Phänomen, in der Schweiz gebe es ihn aber nicht flächendeckend. Martin Nydegger, Direktor ST, betont: «Die Phänomene hierzulande sind zeitlich und lokal begrenzte Engpässe, der Branche und ST wohlbekannt. Wir nehmen diese Situationen vor Ort sehr ernst. Unseren Tourismus betreiben wir nicht neben, sondern mit der Bevölkerung».
Die Tourismusbranche und das Tourismusmarketing würden in diesem Sinne die richtigen Gäste zur richtigen Zeit an die richtigen Orte lenken. Saisons werden ausgedehnt – so etwa der Herbst gefördert. Die Vielfalt der Schweiz werde weltweit aufgezeigt, damit sich die Reisenden besser verteilen, tiefer eintauchen und länger bleiben, heisst es weiter.
Die Branche treibe mit dem Branchenprogramm Swisstainable den nachhaltigen Tourismus und damit auch dessen soziale Verträglichkeit kontinuierlich voran. So sorge die Schweizer Tourismusbranche aktiv dafür, dass der Tourismus auch in Zukunft in Harmonie mit der Bevölkerung stattfindet. (mm)