An einer historischen Haaresbreite liegt es, dass sich die St. Moritzer als Wiege des alpinen Wintertourismus anpreisen können. Während Davos – notabene seit 1885 – regelmässig der Ankunft der ersten Wintertouristen im Februar 1865 gedenkt, konnte Johannes Badrutt seine ersten Wintergäste bereits um Weihnachten 1864 begrüssen. Welch einGlücksfall! Oder welch schlau erfundeneErzählung?
Es spricht für die Redlichkeitdes Buches «Schnee, Sonne undStars» von Michael Lütscher, dassdiese Frage offen gestellt wird.Denn es gibt gute Indizien, aberkeine Beweise für die Richtigkeitder Datierung. Gleich verhält essich mit der Wette, die Badruttmit britischen Gästen im Sommer1864 eingegangen sein soll:Würde es ihnen im winterlichenSt. Moritz nicht gefallen, würdeer ihre Reisekosten übernehmen.Der Ruf des alpinen Winters wardamals äusserst garstig. So schlugendie Briten ein – und verlorenzu ihrem und dem Glück Badrutts.Laut Lütscher wurden dieWette und ihre Datierung 1956erstmals erwähnt. Seither möchtesie St. Moritz nicht mehr missen,ganz nach dem Motto: Senon è vero, è ben trovato. (axg)
Michael Lütscher, Schnee, Sonne und Stars.Wie der Wintertourismus von St. Moritz ausdie Alpen erobert hat, NZZ Libro, 272 Seiten,ISBN 978-3-03823-880-5, CHF 88.–.