Die international erlassenen Reisebeschränkung sowie die weiteren Massnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie haben zu einem deutlichen Rückgang der Logiernächte im Oberengadin im Geschäftsjahr 2020 geführt, wie die Engadin St. Moritz Tourismus AG (ESTM AG) in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt. Insgesamt wurde ein Minus von 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. Das Oberengadin schliesst dabei leicht schwächer ab als der Kanton Graubünden (-9,3%).
Erfreulich sei jedoch der Umstand, dass die kurzfristigen Marketingaktivitäten für den Sommer 2020 sehr gute Resultate erzielt und für starke Buchungsumsätze gesorgt haben. So konnte der Rückgang der Logiernächte zumindest teilweise aufgefangen werden.
Das Geschäftsjahr 2020 schliesst die ESTM AG mit einem Plus von gut 735'000 Franken ab. Dies nicht zuletzt Dank den ausserordentlichen Finanzierungsbeiträgen der Gemeinden zustande gekommen. Damit habe der Verlustvortrag aus dem Jahre 2019 vollständig ausgeglichen werden können, heisst es weiter.
Der Geschäftsbericht und die Jahresrechnung 2020 wurden an der Generalversammlung vom Donnerstagvormittag entsprechend einstimmig von den Aktionären genehmigt und den Verwaltungsräten die Décharge erteilt. Das Aktionariat bestätigte zudem die Verwaltungsräte Kurt Bobst, Claudio Dietrich, Fredi Gmür und Martin Berthod für ein weiteres Amtsjahr. Auf die Wahl weiterer Mitglieder wird vorerst verzichtet, da zunächst die Neupositionierung der ESTM AG vorangetrieben werden soll.[RELATED]
Von der Marketingorganisation zur Destinationsmanagement-Organisation
Verwaltungsratspräsident Kurt Bobst informierte zudem über den Prozess zum zukünftigen Geschäftsmodell der ESTM AG. Die konkreten Massnahmen würden zurzeit finalisiert und an der ausserordentlichen Generalversammlung am 1. Juli 2021 den Aktionären vorgelegt.
Die an der ausserordentlichen Generalversammlung vom vergangenen November vorgestellte Neuausrichtung soll bis 2023 phasenweise umgesetzt und die ESTM AG von einer Marketingorganisation zu einer ‘Destinationsmanagement- Organisation (DMO)’ entwickelt werden. Dies bedeutet, dass unter anderem die ESTM AG zukünftig ein wichtiger Treiber und Umsetzer der regionalen Standortentwicklungsstrategie (rSES) der Region Maloja ist und Tourismusprojekte in deren Auftrag führt.
«Die ESTM AG wird eng mit der Stelle der Regionalentwicklung zusammenarbeiten, so können wir die anstehenden Projekte gemeinsam effizient und zielführend vorantreiben», so Andrea Gilli als Vorsitzender der Präsidentenkonferenz. Das Ziel sei es, die Zusammenarbeit in der dafür notwendigen Infrastrukturplanung mit den Gemeinden zu verstärken sowie die regionale Produktentwicklung und Innovation mit den Partnern voran zu treiben. Die strategische Neuausrichtung wurde gemeinsam mit diversen Interessensvertretenden des Oberengadins entwickelt.
Dazu sollen in einem nächsten Schritt die Leistungsverträge der Gemeinden mit der ESTM AG angepasst werden. Laut Christian Jott Jenny unterstützt auch St. Moritz das entwickelte Modell als Basis der zukünftigen Leistungsvereinbarungen der ESTM AG. «Die zwei Teams «St. Moritz Tourismus» der Gemeinde St. Moritz sowie das Brand Team «St. Moritz» der ESTM AG werden in Zukunft näher zusammenrücken, St. Moritz wird dabei einen stärkeren Einfluss auf die Strategie und das Brandmanagement St. Moritz nehmen.» Die Verantwortlichkeiten und teamübergreifenden Prozesse dazu wurden in den letzten Monaten in Workshops gemeinsam neu definiert.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Zukunft bleibe dabei ein durchgängiges Gästeerlebnis in der gesamten Destination, da der Gast sich über die Gemeindegrenzen hinwegbewegt. Wichtig zu betonen sei zudem, dass die Zweimarkenstrategie (mit den Brands St. Moritz und Engadin) es erlaube, unterschiedliche Gästesegmente anzusprechen und nichts mit geografischen oder politischen Aspekten zu tun habe, heisst es weiter. (htr/npa)