Die Schweiz ist für viele Gäste aus dem Ausland das Traumland schlechthin. Mindestens einmal im Leben muss man es besucht haben. Kürzlich erzählte mir ein Taxifahrer in Berlin, dass er nun bereits seit zwei Jahren spare, um sich einmal im Leben eine Reise in die Schweiz zu gönnen. Gerne würde er auch mit der Bahn in die Schweiz fahren, doch könne er sich das nicht leisten, da Zugfahrten in der Schweiz so teuer seien. [RELATED]
Die Schweiz ist das Land mit dem dichtesten ÖV-Netz. Jeder Ort und jedes Hotel in der Schweiz kann praktisch mit Bahn, Postauto oder Bergbahn erreicht werden. Trotzdem reist die Mehrheit der Gäste mit dem Privatauto oder einem Mietwagen an ihr Reiseziel. Diverse Studien weisen denn auch darauf hin, dass der grösste Teil des CO₂-Abdruckes eines Gastes in der Schweiz durch die Hin- und Rückreise verursacht wird. Seit Corona sind wir definitiv im Zeitalter der Nachhaltigkeit angekommen. Gäste achten vermehrt auf nachhaltige Angebote und sind auch bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Bei renommierten Nachhaltigkeitsrankings ist die Schweiz stets ganz vorne mit dabei – dies wissen jedoch viele nicht.
Wir brauchen in der Schweiz eine Vision und einen gemeinsamen Willen.
Thomas Allemann, Leiter Account Management & Mitglied der Geschäftsleitung von HotellerieSuisse
Die neue Strategie von Schweiz Tourismus und der Tourismusbranche soll dies nun ändern. Die Schweiz soll vom «Hidden Champion» zum nachhaltigsten Reiseland der Welt werden. Gemeinsam wollen sich alle touristischen Leistungsträger in den drei Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung engagieren. Gerade im Umweltbereich stellt eine umweltschonende Mobilität, also die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr, den grössten Hebel dar, um den CO₂-Abdruck der Gäste zu reduzieren.
Bereits vor mehr als fünf Jahren hatte HotellerieSuisse gemeinsam mit Schweiz Tourismus und den SBB ein Projekt für eine kostengünstige Anreise für alle Gäste bei einem Hotelaufenthalt in der Schweiz lanciert. Leider war die Zeit aber noch nicht reif für diese revolutionäre Idee. Heuer hat die Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren das Projekt erneut lanciert. Im Herbst 2023 wollen wir gemeinsam mit der Alliance Suisse Pass, der Branchenorganisation des öffentlichen Verkehrs, ein neues Pilotprojekt starten. Dazu braucht es aber das Commitment aller betroffenen touristischen Akteure – vom öffentlichen Verkehr über die Destinationen bis hin zu den Hoteliers. Aber auch die Politik und der Bund sind hier gefordert.
Nur wenn alle gemeinsam einen Beitrag zur Finanzierung leisten, können wir das Projekt realisieren. Ob freiwillig oder über eine Ökosteuer analog zur Kurtaxe spielt dabei keine so grosse Rolle. Wir brauchen in der Schweiz wieder mal eine Vision und einen gemeinsamen Willen. Die Schweiz könnte sich national und international als erstes Tourismusland, welches die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr mit der Übernachtung anbietet, ein absolutes Alleinstellungsmerkmal schaffen und sich der Vision, das nachhaltigste Tourismusland der Welt zu sein, einen grossen Schritt nähern. Ich hoffe, dass dieser Traum noch vor meiner Pensionierung im Jahr 2025 verwirklicht wird. Und da halte ich mich an Walt Disney, welcher sagte: «If you can dream it, you can do it.»