Die Digitalisierung, generative künstliche Intelligenz inklusive, gehört zu den grossen Themen des Tourismus. Am Schweizer Ferientag, einem der grössten Networking-Anlässe des Schweizer Tourismus, geht es denn auch in drei von zehn sogenannten Breakout-Sessions um die neue Technologie. Die Breakout-Sessions sind Referate im kleineren Kreis und haben sich als fester Bestandteil des in zwei Halbtage aufgeteilten Ferientags etabliert.
Ein Chatbot für Gäste
Stefan Künzle ist Head of Digital Management bei Schweiz Tourismus. Am Schweiz-Tourismus-Ferientag in Genf vom 29. und 30. April wird er unter anderem aufzeigen, wie Schweiz Tourismus die neue Technologie bislang nutzt. Zum einen gibt es auf der Website Myswitzerland.com von Schweiz Tourismus einen Chatbot für Gäste, der Fragen rund ums Reiseland Schweiz beantwortet.
«Dieser Chatbot wurde nicht nur mit Inhalten der Website trainiert, sondern liefert auch Echtzeitinformationen, zum Beispiel zum SBB-Fahrplan, zu Veranstaltungen oder zu aktuellen Verhältnissen in Skigebieten», sagt Künzle. Andererseits entwickelt Schweiz Tourismus exklusiv für die Branche einen Chatbot für strategische Fragestellungen. Dieser bedient sich diverser Marktforschungsdaten und externer Datenquellen. «Damit möchten wir der Branche einen niederschwelligen Zugang ermöglichen, strategische Entscheide datenbasiert abzustützen», sagt Künzle.
In Künzles Breakout-Session wird zudem ein KI-Experte von Google im Rahmen eines Gastreferats aufzeigen, was die generative KI für den Tourismus bedeutet – und welche Tools hierfür bereitstehen. Ziel der Breakout-Sessions zum Thema KI ist es denn auch, der Branche ein konkretes Instrument an die Hand zu geben.
Wo anfangen?
Angesichts vielerorts beschränkter Mittel rät Künzle Tourismusorganisationen, sich zuerst mit den Grundlagen der generativen KI zu befassen und danach Ideen zu entwickeln, wo diese neue Technologie sinnvoll eingesetzt werden kann. «Es gibt sehr viele cloudbasierte Tools, die auch Organisationen mit kleinem Budget testen können. Letztlich ist es ein iteratives Herantasten.» Das sei aber immer so mit neuen Technologien. «Von Projekt zu Projekt steigt die Lernkurve. Rückschläge gehören auch dazu, dienen aber als wertvolle Learnings.»
«Ready for tomorrow» 26. Ferientag von Schweiz Tourismus
Unter dem Motto «Ready for tomorrow» beleuchtet der 26. Ferientag in Genf am 29. und 30. April aktuelle Branchenthemen. Podiumsdiskussionen, Keynote-Vorträge und Breakout-Sessions mit anschliessenden Interviews behandeln praxisbezogene, für den Tourismus relevante Themen. Schweiz Tourismus organisiert diesen Event in enger Zusammenarbeit mit der Gastgeberdestination Genf und ihren Partnern.
Der Anlass findet während zweier Halbtage statt, einschliesslich der Synergy Night mit einem Abend-Networking-Programm. Neben dem Programm auf der Hauptbühne können sich die Teilnehmenden aus parallel stattfindenden Breakout-Sessions ein individuelles Programm zusammenstellen. Eine grosse Networking-Zone und durchgehende Networking-Zeiten schaffen zusätzliche Gelegenheiten zum Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern von Schweiz Tourismus, Partnern und Teilnehmenden. Erwartet werden zwischen 1200 und 1400 Teilnehmende.
stnet.ch
Nachgefragt
«Eine KI ist zufällig kreativ»
Über künstliche Intelligenz im Tourismusmarketing spricht am Ferientag der Werber Dennis Lück. Im Agentur-Alltag sei der Einsatz von künstlicher Intelligenz mittlerweile selbstverständlich. Einen Geniestreich schaffe KI indessen nicht.
Würden Sie Tourismusorganisationen empfehlen, Werbekampagnen mithilfe generativer künstlicher Intelligenz selbst zu produzieren?
Das kommt darauf an, was für eine Werbekampagne man möchte. (lacht) Durchschnittsware, das kann eine generative KI mittlerweile recht gut. Heisst konkret: Eine Okay-Kampagne selbst machen, das geht sicher. Und je nach Budget ist das eine gute Lösung. Aber einen Geniestreich, das schafft die KI glücklicherweise noch nicht, und erst recht nicht alleine. Und wir alle wollen doch Geniestreiche. Perspektivisch werden diese aber sicher im Team mit einer generativen KI entstehen. Ich empfehle also: Arbeiten Sie mit Kreativen zusammen, die sich mit KI auskennen und sie clever nutzen.
Künstliche Intelligenz kann Prozesse automatisieren und Routinearbeiten übernehmen. Aber kann sie auch kreativ sein?
Ja, das kann sie. Aber: Eine KI ist zufällig kreativ. Sie weiss noch nicht, was genial oder richtig neu ist. Das heisst, um ein gutes Resultat zu haben, muss man die kreative Idee der KI immer wieder neu entwickeln lassen. Immer wieder neu prompten, neue Inputs geben, neue Anläufe nehmen. Und auch das kostet Zeit. Wenn ich sechs Stunden prompten muss für eine halbwegs gute Idee – sorry, da schaffe ich in zwei Stunden tausendmal bessere Ergebnisse.
Wie sehen Sie Tourismusmarketing in der Zukunft?
Das Marketing der Zukunft hat nichts mit Technologie zu tun. Das Marketing der Zukunft muss einen starken Fokus legen, und zwar auf eine ganz altbekannte Sache: auf Emotionen. Vor lauter Entwicklungen, neuen Hypes und Trends denken wir, es muss sich alles ändern. Aber das stimmt nicht. Das Ziel muss immer die Emotion sein. Wie wir die Emotion erschaffen, ist ein anderes Thema. Da kommen die neuen Möglichkeiten natürlich ins Spiel.
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