«Bisher hat Hotelplan Schweiz aufgrund des Ausbruchs des neuen Coronavirus für die kommenden Monate einzelne Stornierungen oder Umbuchungen für Reisen nach Asien verzeichnet», sagte Bianca Gähweiler, Kommunikationsleiterin der Migros-Tochtergesellschaft, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. «Reisen nach Asien werden derzeit vorsichtiger gebucht». Einige Kunden würden es vorziehen, in die USA oder die Vereinigten Arabischen Emirate zu reisen.
Bei Globetrotter Travel Service ist die Nachfrage nach Reisen nach Asien «sehr begrenzt», wie es dort auf Anfrage hiess. Es würden hingegen vermehrt Buchungen für Reisen nach Südafrika, Kanada, Südamerika und in die USA getätigt. Die Berner Agentur hat jedoch Reisen an die Olympischen Spiele in Tokio in diesem Sommer im Angebot, für die «das Interesse noch immer gross ist».
DER Touristik Schweiz hat «eine gewisse Zurückhaltung bei der Buchung von Auslandsreisen im Februar festgestellt», sagte Markus Flick, Sprecher der Schweizer Niederlassung des deutschen Reiseveranstalters. «Die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis können jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden».
Laut Olivier Emch, Geschäftsführer von Executive Travel, einer in Genf ansässigen Agentur für Geschäftsreisen, «dürfte ein Rückgang der Buchungen nach Asien um rund 10 % seit Jahresbeginn der Realität entsprechen». Die Buchungen nach China, wo die Krankheit ihren Ursprung hat, seien in den letzten Wochen praktisch zum Erliegen gekommen. «Für Reisen in den Rest der Welt sind die Auswirkungen geringer», doch auch dort würden zahlreiche Reisen verschoben.
Auswirkungen für Reisen nach Italien unklar
Was den jüngsten Ausbruch von Covid-19, wie das Coronavirus offiziell bezeichnet wird, in Norditalien betrifft, sei es noch zu früh, um Vorhersagen zu treffen, «aber es ist klar, dass dies auch Konsequenzen für Reisende haben wird», fügte Emch hinzu.
Walter Kunz, Sprecher des Schweizerischen Reiseverbandes (FSV), erinnert daran, dass es bisher keine Einschränkungen für Reisen nach Italien gibt. Organisiert ein Fussballtrainer beispielsweise ein Trainingslager in Mailand und die Eltern würden ihren Kindern die Reise aus Angst verbieten, sei das «ein persönliches Gefühl von Angst». Und solange die Einrichtungen am Zielort geöffnet seien, «gibt es keine Möglichkeit, kostenlos zu stornieren», erklärte Kunz.
Anders sehe das aus, wenn ein Kunde über eine Agentur Plätze in der Mailänder Oper Scala gebucht habe: «Da das Opernhaus geschlossen ist, erhält er natürlich eine Rückerstattung.»
Um zu beurteilen, ob die Situation in Italien die Wahl der Sommerferienziele von Schweizerinnen und Schweizern beeinflussen werde, sei es noch zu früh. «Aber es ist wahrscheinlich, dass die Kunden mit der Buchung für ihren Strandurlaub in Italien oder anderswo derzeit noch zuwarten.»
Ob sie dann schlussendlich buchen würden, hänge auch von den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit und der möglichen Verbreitung des Coronavirus in Europa ab.
Swiss reduziert Flüge nach Hongkong
Die Fluggesellschaften bleiben von der Ausbreitung der Epidemie ebenfalls nicht verschont. Der Internationale Luftverkehrsverband IATA prognostiziert für das Jahr 2020 ein Defizit von rund 30 Milliarden US-Dollar. Er befürchtet den «ersten globalen Rückgang» der Buchungen seit 2008-2009. Der Lufthansa-Konzern, zu dem die Fluggesellschaft Swiss gehört, hat die Flüge in mehrere chinesische Städte, darunter Peking und Schanghai, bis zum 28. März gestrichen.
Auch die Flüge nach Hongkong werden reduziert. Die Swiss fliege vom 4. März bis zum 30. Mai nur noch fünf Mal pro Woche nach Hongkong, sagte Sprecherin Sonja Ptassek. Bislang flog die Schweizer Airline jeden Tag in die Metropole. Zudem verwendet die Swiss ein kleineres Flugzeug: Hongkong werde im Monat März mit einer A340 anstatt einer Boeing 777 bedient.
Auch Kreuzfahrtveranstalter werden voraussichtlich einige Federn lassen müssen. Die Hauptakteure der Branche, darunter die in Genf ansässige MSC Cruise, lassen chinesische Häfen auf ihren Routen aus. Asien ist gemäss dem Branchenverband Clia in Bezug auf das Volumen mit 4,24 Millionen Passagieren im Jahr 2018 der drittgrösste Markt in der Kreuzfahrtbranche. (awp/sda)