Die Pflicht so kurz wie möglich – dafür mehr Platz für die Kür. Nach diesem Prinzip hat der Branchenverband Seilbahnen Schweiz (SBS) seine jährliche Generalversammlung neu ausgerichtet. «Forum Seilbahnen Schweiz» heisst der neue Anlass, der Donnerstag und Freitag im Tagungszentrum des Verkehrshauses in Luzern über die Bühne gegangen ist. Mehr als 300 Seilbahn- und Tourismusfachleute haben daran teilgenommen.
Die von SBS- und Nationalratspräsident Dominique de Buman geleitete statutarische Generalversammlung hat gerade mal noch eine Stunde in Anspruch genommen. Die Delegierten wählten den Präsidenten des Regionalverbands Berner Bergbahnen, Roger Friedli (Goldiwil), in den Vorstand des nationalen Branchenverbands. Friedli löst Nicolas Vauclair (Lenk) ab, der SBS jedoch weiterhin als Präsident der Kommission Technik und Energie zur Verfügung stehen wird. Für eine weitere Amtsdauer bestätigt wurden die Vorstandsmitglieder Eric A. Balet (Verbier) und Jean-Marc Udriot (Leysin). [IMG 2]
Plattform für Wissenstransfer
SBS-Direktor Alexander Bernhard ist sehr zufrieden mit dem Anlass: «Das neue Eventformat ist sehr gut angekommen», ist er überzeugt. Der Anlass stehe bewusst auch externen Interessierten offen, denn SBS wolle eine Plattform bieten zum fachlichen Austausch über die Verbandsgrenzen hinweg. «Es ist sehr wertvoll, von der Erfahrung anderer Fachleute profitieren zu können», sagt der SBS-Direktor.
So habe ihm zum Beispiel das Referat des Kitzbüheler Bergbahnchefs Josef Burger über das Snowfarming sehr gefallen: «Wir haben gesehen, dass das Übersommern von Schnee in speziellen Depots in der Praxis sehr gut funktionieren kann», so Bernhard. Natürlich sei Snowfarming kein Wundermittel, aber eine hochinteressante Ergänzung zur kostenintensiven technischen Beschneiung.
Offene Denkhaltung – Grundstein für Erfolg
Interessant war auch das Inputreferat von Daniel Müller-Jentsch von Avenir Suisse. Der Ökonom stellte verschiedene Szenarien vor, wie sich der Wintertourismus in der Schweiz entwickeln könnte. Im anschliessenden Podiumsgespräch erörterten Bergbahn- und Wintersportexponenten die Zukunftsperspektiven. Sie waren sich einig, dass der Wintertourismus in der Schweiz sehr wohl Chancen habe – auch wenn der Sommer an Bedeutung gewinnen dürfte.
Matchentscheidend sei, dass sich die ganze Destination klar positioniere und jeder Leistungserbringer, zum Beispiel die Bergbahn, seine Gäste kenne und das Angebot konsequent auf sie ausrichte. Ein weiterer Grundstein für Erfolg: eine offene Denkhaltung und Mut, auch mal Unkonventionelles, vielleicht sogar Verrücktes zu wagen. Nur so können echte Innovationen entstehen; und diese wiederum brauche es, damit die Schweiz weiterhin touristisch mit den Besten mithalten könne, so ein Fazit aus der Expertenrunde.
Winter bleibt wichtig, auch wenn Sommergeschäft zunimmt
Auch wenn das Sommergeschäft seit Jahren erfreulich wächst: Der Winter wird auf absehbare Zeit für die Schweizer Seilbahnen die klar wichtigste Saison bleiben. Denn noch immer erwirtschaftet die Branche rund 75 Prozent des Jahresumsatzes im Winter. Dies liegt primär an der Art des Geschäfts: Im Winter kauft ein Gast in der Regel eine Tages- oder Mehrtageskarte, im Sommer jedoch meist nur Einzelfahrten. Die Wertschöpfung pro Gast ist für die Seilbahnen im Winter somit ungleich höher.
Auch wenn die Sommersaison noch nicht ganz vorbei ist, zeichnet sich bereits jetzt ab: Die Schweizer Seilbahnen blicken auf einen erfreulichen Sommer zurück. Sowohl die Gästezahlen (+18,7 %) als auch der Umsatz aus dem Personentransport (+14,4 %) lagen per Ende September über dem Vorjahr. Dies zeigt das Saison-Monitoring von Seilbahnen Schweiz (SBS). Besonders erfreulich: Alle Regionen haben zugelegt. Den höchsten Gästezuwachs verzeichnen die Waadtländer und Freiburger Alpen (+ 53 %), die Ostschweiz (+24,1 %) und Graubünden (+ 19 %).
Die erfreuliche Entwicklung des Sommergeschäfts hat drei Hauptgründe: Zum einen profitierten die Ausflugsziele in den Bergen vom aussergewöhnlich schönen und warmen Wetter. Positiv hat sich auch der etwas schwächere Schweizer Franken ausgewirkt – Ferien in der Schweiz sind für ausländische Gäste dadurch entsprechend günstiger geworden. Und drittens zeigt die Angebotsstrategie der Bergbahnen ihre Wirkung: Viele Bahnen setzen seit einigen Jahren verstärkt auf den Ganzjahrestourismus. Sie investieren gezielt in Sommer- und Herbstangebote, etwa in Bike-Trails, Wasserspielwelten, Erlebnisgastronomie, Kulturfestivals oder auch in spektakuläre Hängebrücken und Aussichtsplattformen. Solche Attraktionen entwickeln sich zu eigentlichen Magneten und bringen neue Gästesegmente in die Berge. (htr/og)