Entsprechend liegen auch die Buchungen bei den Reisebüros im Vergleich zur Zeit vor der Krise noch immer auf einem sehr tiefen Niveau. Dabei wäre in einem normalen Jahr gerade jetzt die Hochphase für Sommer-Reisebuchungen. Ferien werden immer noch sehr kurzfristig gebucht, erklärte der Reiseveranstalter Hotelplan auf Anfrage. Denn bei einer kurzfristigen Buchung sei besser abschätzbar, ob die Rückreise in die Schweiz eine Quarantäne nach sich zieht oder ob eine Reise an die Wunschdestination überhaupt möglich ist.
Um die Unentschlossenen zu locken, hat die Migros-Tochter nun ihre Annullationsbedingungen angepasst. Reisen können neu bis 21 Tage vor Abreise kostenlos annulliert oder umgebucht werden. Pauschalreisen können gar nur 24 Stunden vor der Abreise annulliert oder umgebucht werden, wenn gewisse Bedingungen erfüllt werden. «Wir sind überzeugt, dass Ferien rund ums Mittelmeer in den bevorstehenden Sommermonaten möglich sein werden», liess sich Tim Bachmann zitieren, CEO Hotelplan Suisse.
Mittelmeer oder Schweiz?
Nach einem Jahr Ferien in der Schweiz träumen in der Tat viele davon, endlich wieder ihre Ferien am Strand zu verbringen. Insbesondere Reisen ans Mittelmeer seien beliebt, bestätigen viele angefragte Reisebüros. Im welchem Stil aber bereits im Sommer wieder Badeferien auf Zypern, den griechischen Inseln, auf Mallorca und Ibiza, den kanarischen Inseln oder in der Türkei möglich sind, steht aufgrund der vielen und sich ständig ändernden Regeln derzeit aber noch in den Sternen.
Gleichzeitig ist sicher: Auch 2021 werden Herr und Frau Schweizer wieder vermehrt Ferien im eigenen Land machen. Der Anteil jener, die ihre Sommerferien hier verbringen werden, dürfte wie schon 2020 wieder höher liegen, erklärte etwa DER Touristik Suisse mit ihren Marken wie Kuoni und Helvetic Tour.
Auch Hotelplan bestätigt, dass die Schweiz bei den Kunden eine beliebte Feriendestination bleibt. Der Buchungsstand bei der Schwesterfirma Interhome etwa als Ferienwohnungs- und Ferienhausvermittlerin liege heute über Vorjahresniveau. Der Online-Vermittler «e-domizil» vermeldete unlängst gar eine «Explosion» der Nachfrage nach Ferienwohnungen und -häusern in der Schweiz.
Aber auch Ferien in den Nachbarländern Frankreich, Italien, Deutschland und Österreich sind aufgrund der grösseren Sicherheit beliebt. So erwartet Tui Suisse, dass Ferien mit Eigenanreise und vollster Flexibilität in diesen Ländern hoch im Kurs sein werden.
Impfkampagne und Schnelltests geben Hoffnung
In der Branche lebt aber trotzdem die Hoffnung weiter, dass die ersehnte Reise ans Mittelmeer im Sommer doch noch möglich sein wird. Mit flexibleren Storonobedingungen wurden zumindest teilweise die Voraussetzungen dafür geschaffen.
Nicht beeinflussen können die Reisebüros die Geschwindigkeit der Impfkampagne. Aber auch Schnelltests und der von der EU-Kommission angekündigte Impfpass lassen die Branche Hoffnung schöpfen. Denn dieser soll nicht bloss auf die Impfung beschränkt sein, sondern auch Reisen bei einer Genesung oder einem negativen Testergebnis ermöglichen.
Oder Reisekorridore
Dass es international schnell zu einheitlichen Lösungen kommt, hält Tui Suisse aber für unwahrscheinlich. Ein erster Schritt in diese Richtung könnten bilaterale Abkommen sein. Verschiedene Tourismusländer und -regionen setzen mit sogenannten «Reisekorridoren» auf quarantänefreie Ein- und Ausreise für Coronageimpfte.
Griechenland etwa plant ein entsprechendes Abkommen mit dem Impfweltmeister Israel und führt laut Medienberichten ähnliche Gespräche mit Grossbritannien. Auch Grossbritannien gehört zu den Ländern, welche bis jetzt zahlreiche Impfdosen abgegeben haben. Die Schweiz hat noch keine solche Abkommen getroffen. In der Branche kann man sich aber gut vorstellen, dass noch welche folgen werden. (awp sda)