Eine Erholung auf Vorkrisenniveau wird sogar erst in drei Jahren erwartet, wie der Flughafen am Donnerstagabend mitgeteilt hatte. Denn die Öffnung der Grenzen in vielen Ländern werde nur schrittweise erfolgen.
«Innerhalb des Schengenraums erwarten wir eine vollständige Öffnung bis Anfang Juli», ergänzte Flughafen-Geschäftsführer Stephan Widrig am Freitag an einer Telefonkonferenz mit Investoren und Journalisten. Andere Destinationen würden ihre Pforten teilweise frühestens im Verlauf des Monats Juli öffnen.
Der Flughafen sei aber trotzdem bereit, um den Betrieb wieder aufzunehmen, so Widrig weiter. Dabei wolle man auch die Mitarbeitenden weiterhin vor der Virengefahr beschützen: «Wo physische Distanz nicht möglich ist, empfehlen wir unseren Mitarbeitenden das Tragen von Masken.»
Erholung bei Shops unterschiedlich schnell
Die meisten Läden und Restaurants am Flughafen wurden ab Mitte März aufgrund der Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus zwischenzeitlich geschlossen. Seit Mitte Mai dürfen sie aber wieder Gäste empfangen. Fast alle Betriebe im öffentlich zugänglichen Bereich seien jetzt wieder geöffnet, sagte Widrig.
Die Situation werde sich allerdings erst mit etwas Verzögerung wieder normalisieren, weil unter anderem noch immer viele Kunden im Homeoffice arbeiteten. Auch seien viele Mitarbeiter von Flughafenbetrieben noch nicht wieder vor Ort.
Die Läden im sogenannten Airside-Bereich, der nur für Passagiere zugänglich ist, werden auf eine vollständige Erholung ausserdem deutlich länger warten müssen als die Shops im öffentlichen Bereich, betonte Widrig. Solange aber die Passagierzahlen noch nicht wieder etwa 30 Prozent des Verkehrsvolumens von vor der Krise erreicht hätten, würden wohl viele noch von einer Öffnung absehen. Danach sei ausserdem noch mit reduzierten Öffnungszeiten zu rechnen.
Teilweise Erlass von Minimumgarantie
Für den Flughafen bedeute dies, dass er weniger Geld aus Ladenmieten einnehmen wird, sagte Widrig weiter. Denn, da viele der kommerziellen Partner durch die Krise grosse finanzielle Einbussen hinnehmen mussten, sind sie dem Flughafen nun nur die sogenannte jährliche Minimumgarantie schuldig. Diese ist als Mindestbeitrag fällig für alle Anbieter, die am Flughafen einen Shop betreiben und ist unabhängig vom Umsatz zu zahlen.
Auch wolle der Flughafen seinen Partnern während der Krise entgegenkommen, weshalb teilweise gar entschieden wurde, auf diese Minimumgarantie zu verzichten, führt Widrig weiter aus. Wie hoch der Erlass genau ist, bezifferte er allerdings nicht: «Wir suchen mit jedem Partner individuelle Lösungen.»
Investitionen verschoben
Die Liquidität des Flughafenbetreibers sei derweil nach wie vor gesichert, ergänzte allerdings Finanzchef Lukas Brosi die Ausführungen. Um die Kosten zu senken, hat der Zürcher Flughafen im operationellen Bereich verschiedene Sofortmassnahmen ergriffen. Unter anderem wurde Kurzarbeit eingeführt.
«Der effektivste Weg, um Kosten einzusparen, ist die Reduzierung von Investitionen», so Brosi. Es sei genau analysiert worden, welche Projekte man verschieben könne, ohne dadurch noch zusätzliche Kosten zu verursachen. Ursprünglich lag das geplante Investitionsbudget in Zürich für das laufende Jahr bei 350 Millionen Franken. Diese Kosten wurden gemäss Brosi auf voraussichtlich unter 300 Millionen reduziert. (awp sda)