Der Verkauf des Grand Hotel Regina Grindelwald an die St. Galler Immobilienentwickler Fortimo Invest AG darf durchaus als positive Entwicklung gewertet werden. Für Grindelwald, das Berner Oberland und die Schweizer Hotellerie. Von wegen Ausverkauf der Heimat, Investitionsbremse oder Krisenstimmung. Schweizer Investoren glauben nach wie vor an eine erfolgreiche Zukunft der Branche.
Die Hoffnung in Grindelwald ist gross, dass nach mehrjährigem Stillstand dem ehemaligen Flaggschiff der örtlichen Hotellerie nun zu neuem Glanz verholfen wird. Vieles hängt von den Entwicklungen auf dem Regina-Areal ab. Grindelwald fehlen mehrere Hundert zusätzliche Gästebetten, gerade im gehobenen Segment. Bevor die Bevölkerung weitere Hotelneubauten bewilligt, müssen aber bestehende Altlasten bereinigt werden. Die geplante Neuausrichtung des Grand Hotel Regina kann somit zum zukunftsweisenden Leuchtturmprojekt für Grindelwalds Destinationsentwicklung werden.
Allerdings ist dies nicht das erste Mal, dass grossartige Pläne um das Grand Hotel Regina präsentiert und dann doch nicht umgesetzt werden. Und noch sind viele Fragen offen. Wann, wie und ob die Fortimo Invest AG die geplanten 150 4-Sterne-Hotelzimmer und das Chalet-Resort mit 60 Wohnungen realisiert, wird sich weisen. Der gegenwärtige Expansionskurs der Fortimo-Gruppe spricht für deren Glaub- und Vertrauenswürdigkeit. Per Ende 2021 zählte das 21-jährige Familienunternehmen ein Bestandsvolumen von 1,5 Milliarden Franken, 410 Millionen Franken Eigenkapital und 355 Beschäftigte. Zum Immobilienportfolio gehören aktuell vier Hotels der gruppeneigenen Revier Hospitality Group in der Schweiz, Österreich und Dubai. Bis 2025 sollen deren zwölf in Betrieb oder Bau sein.
Mit ihrer jüngsten Hotelakquisition bekräftigen die Fortimo-Gründer, Alleinaktionäre und Zwillingsbrüder Philipp und Remo Bienz (53) ihren Glauben an die Tourismusregion Berner Oberland. Im vergangenen Frühling scheiterten ihre Pläne für ein neues Hotel in Interlaken am Stimmvolk. Dass sie sich nun gezielt einem nächsten Projekt in der Region widmen, spricht auch für die Resilienz und Hartnäckigkeit der Immobilienentwickler. Eine Eigenschaft, die sich gerade bei Verhandlungen über Hotelprojekte in touristischen Bergregionen auszahlt.
Das geschichtsträchtige Grand Hotel Regina in Ehren: Wer jetzt noch wehmütig der Vergangenheit nachtrauert, hat verloren. Grindelwald tut gut daran, das optimistische Momentum aufrechtzuerhalten und Neuem Platz zu machen.
Nora Devenish ist Redaktorin bei der htr hotelrevue.