Der Fotograf und Filmer Laurent Geslin widmete den Luchsen im Schweizer Jura einen spektakulären Dokumentarfilm (2021). Dieser macht das Leben der scheuen Tierart sichtbar. Und er macht bewusst: Faszinierende Wildtiere gibt es in der Schweiz quasi vor der Haustür.
Darin liegt eine Chance für den Tourismus. Die Studie «Chance Landschaft» (2021) ortet im Naturtourismus ungenutztes Potenzial. Es bestehe ein Bedarf an geführten Touren, beispielsweise zur Entdeckung der Tierwelt. Aus Gründen des Klimaschutzes ergäbe es Sinn, wenn Reisende aus der Schweiz und den nahen Märkten hierzulande sozusagen auf Safari gingen statt in Übersee. Die Sichtung eines Luchses in freier Natur touristisch anzubieten, dürfte zwar kaum möglich sein. Ein Besucherzentrum mit Informationen zur lokalen Population, mit Fotos, Videos und Aufnahmen aus Fotofallen aber schon.[RELATED]
Das österreichische Hotel St. Martins Therme & Lodge macht vor, was man anbieten könnte: Exkursionen im Gelände, Einblicke ins Monitoring und ein Fotoversteck zum Beobachten von Wasservögeln (Seite 17). Hohe Akzeptanz geniesst das Hotel nach eigenen Angaben deshalb, weil das Projekt von Anfang an für die und mit der Region lief.
Warum nicht auch die Wölfe touristisch thematisieren? Eine Wolfssafari gilt hier und dort schon als Provokation. Doch die Präsenz des Wolfs und der politisch ausgehandelte Umgang damit sind eine Realität. Somit sollte die Frage eher lauten, was touristisch möglich ist und wie – statt ob. Ein verantwortungsvoller Wolfstourismus, nah dran an jenen, die ihn aus wissenschaftlichen Gründen beobachten, könnte eine Win-win-Situation für Natur und Mensch schaffen. Wenn der Tourismus richtig gemacht wird, profitiert von ihm die ganze Region.