«Ich darf aufhören. Ich muss nicht aufhören», sagt 18-Punketchef Franz Wiget, 61. Das Restaurant Adelboden ist fast immer restlos ausgebucht, seine Brigade stark, der Applaus riesig. Aber: «Ich habe mir immer gewünscht, auf dem Höhepunkt abzutreten. Jetzt ist der richtige Moment: Meine Frau Ruth und ich freuen uns auf den Endspurt, geben noch sechs Monate lang alles. Am 30. Juni 2022 schliessen wir dann den «Adelboden» für immer.»
Franz Wiget hat die Küche weit über die Kantonsgrenzen hinaus geprägt. Er hat früh nach den besten Produzenten in der Region gefahndet, lange bevor «Farm-to-table» zum Modewort der Szene wurde, er hat seine (Stamm-)Gäste mit einer präzisen, aufwändigen, auf der klassischen Lehre aufgebauten Küche über Jahrzehnte begeistert. Dass im «Adelboden» ein auf den ersten Blick einfaches Gericht zum «Signature Dish» wurde, passt zum Chef, der nie abgehoben hat: «Gummelistunggis» (Kartoffelstock) darf in keinem Menü fehlen.
18 GaultMillau-Punkte und zwei Michelin-Sterne
Ruth und Franz Wiget haben den «Adelboden» 1988 übernommen. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Beim GaultMillau war der Chef «Aufsteiger des Jahres 2001» und «Koch des Jahres 2012» und war in den letzten zehn Jahren mit hohen 18 Punkten gelistet. Der Guide Michelin schickte 2002 den ersten und 2009 den zweiten Stern in die Innerschweiz, traf 2020 eine besonders gute Entscheidung: Ruth Wiget wurde mit dem «Service Award» ausgezeichnet. Verdiente Ehrung für eine Gastgeberin, die ihren Mann immer den Rücken freihielt, über den Keller wachte den Service souverän leitete und auch eine erstklassige Ausbildnerin war.
Die Wigets freuen sich auf den Endspurt, schreiben die besten Gerichte der letzten 35 Jahre auf die Karte und haben die Weichen für die Zeit danach gestellt: Das Restaurant im ehrwürdigen «Adelboden» (Baujahr 1733!) bauen sie zu ihrer Wohnung um. Zeit zum Lesen, Zeit zum Musizieren («Schwyzerörgeli»), Zeit zum Reisen. (htr/lm)