Céline Grossmann, sind Sie ein Wettbewerbstyp?

Ja, ich bin kompetitiv. Aber: Ich bin immer auch ein Teamplayer – das ist mir wichtig. Wir hatten es unter den Finalteilnehmenden wirklich gut. Gleichzeitig geht es darum, sich zu beweisen und die eigene Komfortzone zu verlassen.

Wer hat Sie auf Ihrem Weg zum Sieg des «Gusto 25» begleitet?

Mein Ausbildner Marcel Schori war eine grosse Unterstützung. Zwar hat er die Stiftung für Betagte, meinen Ausbildungsbetrieb in Münsingen, im vergangenen Herbst verlassen, aber er hat mich bis ins Final begleitet. Mein Vater hat sich um die administrativen Dinge gekümmert: Er hat Zeitpläne geschrieben und Etiketten gedruckt. Auch mein Berufsschullehrer, Erwin Mumenthaler war wichtig. Er hat die Probeläufe in der Schule organisiert.

Hatten Sie vor dem «Gusto 25» bereits Wettbewerbserfahrung? 

Ich habe vergangenen Herbst am Hug Creative Tartelettes Contest teilgenommen und es ist mir gut gelungen.

Wie gehen Sie mit Erfolgen um? Besteht nicht die Gefahr, überheblich zu werden?

Die Erfolge tun mir persönlich gut, aber ich muss das nicht in die Welt hinausposaunen. Mir ist es wichtiger, bodenständig zu bleiben. Mir ist aber auch bewusst, dass die Siege für meine Karriere förderlich sind.

Es gibt tatsächlich eine Weltneuheit: Das Nationalteam besteht nur aus Frauen

Die Karriere scheint Ihnen wichtig zu sein. Haben Sie auch Hobbys?

Ehrlich gesagt, bin ich ein wenig hobbylos. (lacht) Meine Welt dreht sich wirklich rund ums Kochen. Wenn ich mal nicht in der Küche stehe, findet man mich mit einem guten Buch.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Den dritten Band von «Fourth Wing». Nach einem strengen Tag in der Hektik der Küche kann ich mit Fantasy vergessen und herunterfahren. Aber ich lese auch andere Genres. 

Zurück zur Laufbahn: Sie sind Teil des Nationalteams. Gibt es etwas, das die Schweiz über das Nationalteam wissen sollte?

Es gibt tatsächlich eine Weltneuheit: Das Nationalteam besteht aus zehn Frauen. Es ist das erste rein weibliche Nationalteam, das je am Villeroy & Boch Culinary World Cup teilgenommen hat.

Sie wirken als 18-Jährige wirklich zielstrebig. Haben Sie den Ausbildungsbetrieb bewusst so gewählt, dass Sie dort auch an Wettbewerben teilnehmen können?

Ja, das war die Idee. Inspiriert von «Gusto 23»-Gewinnerin Angela Künzler suchte ich eine Lehrstelle in einem Altersheim. Mir bedeutet der Kontakt mit Menschen viel, gerade auch mit älteren Leuten. Ich schätze es sehr, ihnen das Abendessen zu servieren und mich mit ihnen auszutauschen. Auch gibt es mehr Raum und Zeit für die Betreuung von uns Lernenden. In einem normalen Restaurant wäre das in dieser Form nicht möglich gewesen.

Im Sommer schliessen Sie die Ausbildung ab. Was ist Ihr nächstes Ziel?

Ich möchte reisen. Nicht zu lange, da ich mit dem Nationalteam regelmässige Termine habe. Auch werde ich zwei Wochen in London im Private Dining Club Mosimann's verbringen – eine Gelegenheit, die sich durch den Hug-Wettbewerb ergeben hat. Danach werde ich  mein eigenes Catering-Unternehmen aufbauen. Meine ersten Erfahrungen habe ich im vergangenen Sommer gemacht, als ich die Gesamtverantwortung für ein Catering für 30 Personen hatte. Das war ein Erfolg, es macht Lust auf mehr.

Sie dürfen auch nach Singapur zu Julien Royer, einem Drei-Sterne-Koch. Was erwarten Sie?

Ich bin gespannt! Es wird mein erstes Mal in einem Drei-Sterne-Restaurant. Ich denke, dass ich viel beobachten und lernen kann. Ich geniesse es, über die Schulter zu schauen und neue Dinge zu entdecken. Ich hoffe aber auch, dass ich aktiv mitarbeiten kann.


«Gusto 25»
Unter dem Patronat des Schweizer Kochverbandes traten am «Gusto 25» die talentiertesten Kochlernenden der Schweiz gegeneinander an. Über 110 junge Talente hatten sich beworben, nur sechs schafften es ins Finale. In der Berufsfachschule Baden beeindruckte Céline Grossmann von der Stiftung für Betagte in Münsingen bei Bern mit einer perfekt abgestimmten Petersilienwurzelsuppe und einem raffinierten Teriyaki Flat Iron mit Bao Bun. Mit ihrer souveränen Leistung sicherte sie sich den Titel und eine zweiwöchige Reise nach Singapur, wo sie bei 3-Sterne-Koch Julien Royer im Restaurant Odette wertvolle Einblicke erhält.

Den zweiten Platz belegte Nicolas Imholz vom Altersheim Spannort in Erstfeld, der bereits zum zweiten Mal im Finale stand. Er reist für eine Woche nach Salzburg, um im renommierten Restaurant Ikarus bei Martin Ebert hinter die Kulissen zu schauen. Dritter wurde Ben Cesa vom Culinarium Alpinum in Stans. Ihn erwartet eine exklusive kulinarische Woche in der Zentralschweiz, unter anderem bei Spitzenkoch Mike Wehrle im Bürgenstock Resort. Die Preisverleihung vor 450 Gästen fand in Zürich statt. Zum Jubiläum gab es besondere Highlights: einen eigens komponierten Gusto-Song, einen Flashmob und eine Schokoladenkreation von Laura Loosli, der Siegerin von 2019.