Wenn der Zug in Zermatt ankommt, wartet das elektrische Taxi des Hotel Beausite Zermatt bereits auf seine Gäste. Leicht zu erkennen an seiner pastellgrünen Karosserie und dem filigranen Logo: Pickel, Kompassrose und Skistock. Das Logo lehnt sich ans Bergsteigen an und ist der erste Berührungspunkt mit dem roten Faden, einem Hanfseil, das sich durch das ganze Hotel zieht – in Anlehnung an die Glanzzeit des Alpinismus im Walliser Bergdorf.
Das «Beausite Zermatt» wurde 1907 erbaut, 42 Jahre nach der Erstbesteigung des Matterhorns und 9 Jahre nach dem Bau der Gornergrat-Bahn, die direkt hinter dem Haus durchfährt – in der touristischen Aufbauphase des Bergdorfs zum internationalen Bergsteigerzentrum. «Die englischen Pioniere, die im 19. Jahrhundert die Berge in Zermatt eroberten, haben mich inspiriert», sagt Claudia Silberschmidt. Die Zürcher Innenarchitektin mit Renommee in der Hotellerie hat das Innenleben des Hauses komplett neu designt.
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Die beiden Hotelbesitzerfamilien Julen und Aufdenblatten um die Parkhotel Beau-Site AG heuerten Silberschmidt 2019 für die Neugestaltung der öffentlichen Räume im Erdgeschoss an. Ziel war es, mit der Umgestaltung eine jüngere Klientel anzusprechen. «Das ist uns gelungen», sagt Joanna Peyer, Kommunikationsbeauftragte des 4-Sterne-Superior-Hotels. Seit dem Umbau steigen vor allem Paare, aber auch Familien mit oder ohne Grosseltern im Hotel ab. Hauptzielgruppe sind Schweizer, dazu gesellen sich Gäste aus den USA, Brasilien und Asien. Das Durchschnittsalter konnte gesenkt werden. Ein neues Design kann mit sich bringen, dass sich einzelne Stammgäste möglicherweise nicht mehr wohlfühlen und dem Hotel deshalb den Rücken kehren. Das ist auch im «Beausite» nicht anders.
Dieses Jahr stellt die htr hotelrevue inspirierende Hotelkonzepte aus dem In- und Ausland vor.
Erst Restaurants, dann Hotel umgebaut
Die beiden Restaurants, die Lobby und die Bar wurden während der Pandemiewelle im Jahr 2020 komplett umgebaut. Dort lehnte sich die Innenarchitektin an den englischen Stil an. Die Sofas und Sessel lieferte George Smith Furniture in London. Bezogen sind sie mit ausgewählten Karo-Stoffen. Die Salontischchen sind in der Lieblingsfarbe der verstorbenen Queen, nämlich Racing Green, gehalten. Die Tapeten in den Toiletten reichen bis über den Kopf. Darauf fliegen kupferglänzende Libellen, und im Fitnessraum im Untergeschoss lachen Affen von den Wänden. Vom Ergebnis waren die Besitzer so begeistert, dass sie die zweite Pandemiewelle im Jahr 2021 dazu nutzten, auch die 67 Zimmer und Suiten sowie das Spa zu renovieren und im Aussenbereich einen Infinity-Pool zu erstellen. Mit dem direkten Blick aufs Matterhorn entwickelte er sich zum Lieblingsaufenthaltsort der Gäste.
In den Hotelzimmern nimmt Silberschmidt das Kletterseil als Leitmotiv in allen Varianten auf. «Das Kletterseil erinnert an die Gründerzeit des ‹Beausite Zermatt›, verbindet Menschen und vermittelt Sicherheit», begründet die Innenarchitektin, die in St. Gallen und New York studiert hat. Dezent hatte sie es beim ersten Umbau bereits an der Réception eingesetzt, nie aber so ausdrücklich wie im Hoteltrakt. Sie zieht das Motiv in die Zimmer, wo es die Minibar ebenso ziert wie die Kopfteile der Betten. Bei den Kopfteilen umranden Seile den Stoff mit exotischen Vögeln und dem klingenden Namen Fantasie Spice von Mulberry. Auch den Minibars von der Girsberger AG wurde ein besonderes Augenmerk geschenkt.
Das Kletterseil verbindet Menschen und vermittelt Sicherheit.
Claudia Silberschmidt, Innenarchitektin und Gründerin Atelier Zürich
Die Kristallgläser hängen kopfüber und damit hygienisch in den dafür vorgesehenen Aussparungen. Das Tablar für den Kaffee- und Teeservice kann herausgezogen werden, sodass man sich bequem bedienen kann. Auch hier wurde auf die Details geachtet. Das englische Porzellan ist mit Belle-Époque-Erdbeerpflanzen bemalt. [IMG 16-25]
Das grosse Staunen kommt in der Tower-Spa-Suite in der fünften Etage. Die Einraumsuite erstreckt sich über zwei Etagen. Das private Dampfbad und der Whirlpool geben der Suite den Namen. Auch hier wurde das Leitmotiv durchgezogen, mit lässig aufgezwirnten Seilen der Firma Paracord und einem Salontisch, der von Echtseil vollständig eingewickelt ist. Von der grosszügigen Salonlandschaft blickt man direkt auf das Matterhorn. Eine atemberaubende Aussicht auf den berühmtesten Walliser hat man auch vom höchsten Punkt des Hauses, dem zur Suite gehörenden Türmchen, in dem es gerade mal Platz für zwei Hängesessel hat. [IMG 26-28]
Das Farbkonzept in den Zimmern des Haupthauses spielt mit Gold und Altrosa, die Geborgenheit vermitteln sollen. In der erst 2010 erstellten Villa im Nebentrakt ist der Ton sportlicher und etwas kühler. Eisgrüne Farbtöne und klarere Formen bei Sofa und Betten sorgen für einen modernen, unaufgeregten Stil. Und auch hier ist das Seil omnipräsent. Mit dem Umbau reduzierte das «Beausite» die Zimmerzahl zugunsten von grösseren Flächen von 85 auf 67. Da das erste Geschäftsjahr nach dem Umbau noch nicht abgeschlossen ist, fehlen konkrete Logiernächtezahlen wie auch Vergleichszahlen noch. [IMG 2-15]
Weg vom Halbpensionsrestaurant zu «à la carte»
Um sich von den anderen 48 4-Sterne-Hotels in Zermatt abzuheben, schlug das «Beausite» nach der Renovation neue gastronomische Wege ein. Es verzichtete komplett auf den hippen Alpenchic und blieb dem britischen Understatement treu. Es schwor auch dem traditionellen Halbpensionsrestaurant ab. «Die Gäste sollen frei sein, dort zu essen, wo es ihnen Spass macht», sagt Joanna Peyer. Statt Halbpension gibt es eine Auswahl an A-la-carte-Restaurants. Grosser Beliebtheit erfreut sich das Hauptrestaurant The Grill. Es ist mit einem riesigen Holzkohlegrill am Rand der Showküche ausgestattet. Die Gäste können ihr Gericht direkt an der Fisch- und Fleischvitrine auswählen.
Ein besonderes Foodkonzept, die Wine Box, entwickelte das «Beausite» im ehemaligen Käsestübchen. Sie ist ganz in Lärche gehalten und von einem imposanten Weinflaschen-Leuchter erhellt. In der Wine Box wird ein saisonales Tasting-Menü serviert mit einer Weinbegleitung von Walliser Tropfen für 185 Franken. Ein Angebot, das im Dezember 2022 Premiere feierte. Die beiden Restaurant-Manager Philippe Oswald und Peter Köszegfalvi erzählen den Gästen die Geschichte der Domaine des Muses von Robert Taramarcaz. Statt nur über Rebsorten, Standorte und die Duftnoten zu referieren, erzählen sie die Geschichten, die dahinterstecken. Beispielsweise über den Gemeinderatspräsidenten eines Nachbardorfes, der Robert Taramarcaz zu einer Rebbergbesichtigung einlud. Der Rebberg war total mit Unkraut überzogen. Der Gemeinderat bat Taramarcaz, die verwahrloste Parzelle wieder zu beleben. Das Resultat in Form eines edlen Weins aus alten Reben wird am Dinner ausgeschenkt.
Die Gäste sollen frei sein, dort zu essen, wo es ihnen Spass macht.
Joanna Peyer, Kommunikation Hotel Beausite Zermatt
Im Restaurant 3 Seasons wird das Frühstück serviert sowie während der Wintersaison viermal pro Woche am Abend ein Tagesmenü. Das neue Dining-Konzept ist noch in der Ausarbeitung.
In den Jahren 2019 bis 2022 renovierten die Besitzerfamilien Aufdenblatten und Julen das Hotel Beausite komplett. Im historische Belle-Époque-Bau thematisiert die Hotel-Innenarchitektin Claudia Silberschmidt die Bergsteigergeschichte, in Anlehnung an die Briten als Erfinder des Alpinismus. Die Kosten für den Umbau bewegen sich in zweistelliger Millionenhöhe.
beausitezermatt.ch
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volkshaus-basel.ch
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guldsmedenhotels.com/berlin
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chateaudenmark.com