Es wurde viel geschimpft in den letzten drei Jahren. Für ihren Mut, ein Ski-Saisonabo für schlappe 222 Franken auf den Markt zu werfen, musste die Saastal Bergbahnen AG viel Prügel einstecken. Von Neidern, die um ihre Skierdays fürchteten, aber auch von Branchenkennern, die die finanzielle Tragbarkeit des Modells anzweifelten. Allen Kritikern zum Trotz kann man sagen: Die Wintercard bedeutete eine Zäsur für die gesamte Schweizer Bergbahnbranche. Schmerzhaft zwar, aber in der kleinteiligen und vielerorts unrentablen Ski-Schweiz irgendwie nötig. Was der Wintertourismus den innovativen Saas-Feern wirklich zu verdanken hat, werden wir wohl erst mit einigen Jahren Abstand nüchtern beurteilen können.
Vorerst aber ist Schluss. Zumindest was die Wintercard betrifft. Einen vierten «Hammerdeal» wird es nicht geben. Was die Spatzen längst von den Dächern pfiffen, geben die Saas-Feer nun schmallippig zu: Die Wintercard war billig, zu billig, und die Kosten nicht auf ausreichend Schultern verteilt. Daran konnte auch der Einstieg des österreichischen Investors und Ski-Grossunternehmers Peter Schröcksnadel nichts mehr ändern. Ein Bergbahnunternehmen, dass ein innovatives Produkt, einen wahren Gästemagneten aus dem Hut zaubert, die betrieblichen Risiken allein stemmt und dann bei den Kosten von den anderen Leistungsträgern des Tals im Regen stehen gelassen wird? Das ist schade und tut weh. Nicht nur den Saastal Bergbahnen, sondern auch den gärtchendenkenden Trittbrettfahrern in der Destination, die jetzt ohne ihr stärkstes Zugpferd auskommen müssen.
Ein frischer Wind weht derweil aus Westen: Ab nächstem Winter schliessen sich die Bergbahnen Saas-Fee und Saas-Almagell dem Westschweizer Magic Pass an. Anders als im Saastal gelang es den Magic-Pass-Partnern zuvor, sich zusammenzuraufen. Obwohl die Preise für die dritte Ausgabe des Skiabos noch nicht feststehen, scheint die Rechnung für die Bergbahnen im Unterschied zum «Hammerdeal» aufzugehen. Mit Saas-Fee, Leukerbad und Les Prés-d’Orvin wächst der Verbund in Zukunft auf 34 Skigebiete an und lässt die Grenzen der Romandie endgültig hinter sich. Heute die Romandie, morgen die ganze Schweiz?