Ganzheitliche Nachhaltigkeit steht im 4- und 5-Sterne-Hotel Cervo Mountain Resort in Zermatt im Mittelpunkt. Diese Philosophie wirkt sich auch positiv auf das Personalmanagement aus. «Wir sprechen im ‹Cervo› von einem Lebensgefühl. Das widerspiegelt sich auch bei den Mitarbeitenden. Nebst Qualität legt die junge Generation den Fokus vermehrt auf Nachhaltigkeit.
Gastgeber haben heute den Anspruch, breit aufgestellt zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Eine klare Strategie mit einem Ziel kommt bei den Mitarbeitenden extrem gut an», so Hotelier Daniel F. Lauber. Während der Hochsaison beschäftigt er im «Cervo» 120 Mitarbeitende. Traditionelle Hierarchiestrukturen ersetzt der Hotelbesitzer und Unternehmer vermehrt durch zeitgemässe Ansätze. Lauber sieht den Mikrokosmos Hotel als Lebensraum für seine Gäste und sein Team. Das Hotel soll ihnen Raum zur Kreativität und Persönlichkeitsentfaltung bieten, während und ausserhalb der Arbeitszeit.
Das ganzheitlich nachhaltige HR-Management im «Cervo» nennt sich «Beyond Talent» und soll Mitarbeitenden Chancen für berufliches und auch persönliches Wachstum ermöglichen. Daniel F. Lauber und seine Geschäftspartnerin Seraina Lauber ziehen sich aus der operativen Leitung zurück, setzen aber nach wie vor auf den Austausch mit dem Team.
«Das gibt uns den Freiraum, uns der Weiterentwicklung unseres Betriebs zu widmen. So bleiben wir innovativ. Davon lebt das ‹Cervo›. Wir entwickeln uns seit der Eröffnung 2009 fortwährend weiter.» Das Herzstück bleiben die Mitarbeitenden. Für Lauber sind sie das Fundament und zugleich auch Mitgestalter des «Cervo»-Mindsets.
Kreative Innovation und Authentizität
«Unsere Mitarbeitenden sind immer in Kontakt mit den Gästen und somit direkt am Puls des Tourismus. Sie erkennen Trends, lange bevor sie entstehen – genau hier setzt Beyond Talent an», sagt General Manager Benjamin Dietsche. Er ermutigt die Mitarbeitenden, anders zu denken, den kulturellen Transformationsprozess aktiv mitzugestalten und ungenutztes Potenzial freizusetzen.
Dies beeinflusst nicht nur das Gästeprogramm im «Cervo», sondern dient auch der Mitarbeitendenbindung: Der experimentierfreudige Barkeeper gibt sein Wissen an Cocktailworkshops weiter, die Yoga-affine Guest-Agent-Assistentin bietet den Gästen regelmässig eine Yoga-Lektion an, der Lagerist steht abends am DJ-Pult.
Unsere Mitarbeitenden erkennen Trends, lange bevor sie entstehen.
Benjamin Dietsche, General Manager Cervo Mountain Resort in Zermatt
Das Kaderteam im «Cervo» ist zwischen 24 und 33 Jahre alt und damit eine schweizweit einmalige Führungsebene in der Hotellerie. Das jüngste Kadermitglied, Max Cotting, hat soeben die Hotelfachschule Luzern (SHL) abgeschlossen. Heute hat er im «Cervo» die neu kreierte Stelle als Culture & Experience Manager inne. Als solcher bringt der gebürtige Zermatter den Hotelgästen seine Heimat authentisch näher. «Unser Ziel ist es, die Gäste direkt zu beraten. Sie sollen sich auch mal ausserhalb des Touristenstroms bewegen; dies auch im Sinne der lokalen Nachhaltigkeit.»
Dass er direkt nach seinem SHL-Abschluss in einer Kaderposition tätig ist, erfüllt Cotting mit Stolz und Demut. «Das ist eine grosse Chance. Es ist nicht selbstverständlich, als frischer Absolvent die gelernte Theorie auf diese Weise direkt in der Praxis anwenden zu können. Gleichzeitig finde ich, ist direkt nach Schulabschluss der richtige Zeitpunkt, um im Arbeitsalltag gefördert zu werden. Das mir entgegengebrachte Vertrauen meiner Kollegen aus der Geschäftsleitung motiviert mich für meinen Weg in der Branche.»
Transparenz und niederschwellige Feedback-Kultur
Ein besonderes Augenmerk legt die Geschäftsleitung auf die Feedback-Kultur innerhalb des Teams. «Wir sprechen Dinge, die nicht gut laufen, transparent mit dem ganzen Team an. So entsteht ein stufenloser, respektvoller Challenge und Support», so Benjamin Dietsche.
Anhand eines Fragebogens können Mitarbeitende aber auch anonym Feedback an die Geschäftsleitung geben. Laut Dietsche setzt sich die Beyond-Talent-Strategie beim jungen Team durch. «Wir brechen zwar hierarchische Regeln, halten aber nach wie vor an unserem Qualitätsanspruch fest. Das passt zu einem Luxushotel in den Schweizer Bergen.»
Stimmen der Mitarbeitenden
Tue Gutes und sprich darüber
Alica Vetter ist im Cervo Mountain Resort als Frontoffice- und Guest-Agent tätig. Gleichzeitig engagiert sich die 33-jährige gebürtige Deutsche für verschiedene internationale Sozialprojekte. Als Botschafterin der Organisationen «Reaching out Romania» oder «3 Angels Nepal» setzt sie sich gegen Human Trafficking ein. «Wenn nicht wir den Schwachen helfen, wer dann? Diese Philosophie teile ich mit meinem Arbeitgeber im ‹Cervo›.» [IMG 2]
In ihrer Position als Frontoffice- und Guest-Agent vermittelt sie dem Gast Achtsamkeit und den Nachhaltigkeitsgedanken. «Wir bewegen uns zwar im Luxussegment, leben aber vor, dass sich Nachhaltigkeit und Wohlstand nicht ausschliessen. Luxus bedeutet heute, regional und nachhaltig zu sein.» Ein Teil der Erträge aus dem Bazaar, der Boutique im Eingangsbereich des «Cervo», fliessen in Wohltätigkeitsprojekte. Auf Anregung von Alica auch an «Reaching out Romania». «Auf diese Weise kann ich meine Persönlichkeit im Job mit einbinden. Dass ich mit meinen Ideen bei der Geschäftsleitung auf Gehör stosse und sie gemeinsam mit dem Team umsetzen kann, ist ausschlaggebend dafür, dass ich im ‹Cervo› arbeite.»
Vertrauen in die Dynamik der Branche
Lisa Unternährer absolviert die Hotelfachschule Luzern (SHL). Nach ihrem Praktikum im Cervo Mountain Resort arbeitet die 25-Jährige im Hotel derzeit als Supervisor im F&B-Bereich. «Für die nächste Gastgebergeneration ist die Work-Life-Balance sehr wichtig. Nicht nur Staff-Benefits, sondern auch persönliche und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz können ausschlaggebend sein, einen Job anzunehmen oder nicht.» [IMG 3]
Arbeitsscheu sei ihre Generation nicht, sagt Lisa. Ehrgeiz und Selbstverwirklichung seien ein grosses Thema. Ob sie sich zu viel für die Zukunft vornehme, werde sich weisen. «Von meinen Schulkolleginnen und -kollegen höre ich oft, dass sie sich während ihrer Praktika noch in alteingesessenen Betriebsstrukturen bewegen.» Lisa plädiert für neue Ideen in der Branche, sowohl im Personalmanagement als auch bei Konzeptumsetzungen. Die Neuzeit der Beherbergungsbranche müsse aber bereits in der Ausbildung an den Hotelfachschulen eingeläutet werden. «Es ist wichtig, dass die Basis mit der Zeit geht. Das heisst nicht, dass auf Bewährtes wie beispielsweise den klassischen 5-Sterne-Service verzichtet werden soll.»