Die Schweizer Beherbergungsbranche steht vor einer wichtigen politischen Entscheidung: Soll der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 3,8 Prozent für die Branche verlängert werden? Zurzeit gilt der 1996 eingeführte und mehrmals verlängerte Sondersatz befristet bis Ende 2027. Nun budgetiert der Bund mit dessen Nichtverlängerung. Damit würde der Sondersatz für Beherbergungsleistungen auf einen Schlag von 3,8 auf 8,1 Prozent steigen. Um dies zu verhindern, Planungssicherheit zu schaffen und gleich lange Spiesse zu garantieren, haben Nationalrat Philipp Bregy und ich je eine Motion im Parlament eingereicht.

Fast alle europäischen Länder verfügen über einen ähnlich stark reduzierten Beherbergungssatz. Dieser macht meistens ein Viertel bis die Hälfte des Normalsatzes aus. Dafür gibt es gute Gründe. Der Sondersatz berücksichtigt den hohen Exportanteil der Branche. Ausländische Gäste buchen 55 Prozent der Übernachtungen in Schweizer Hotels. Aufgrund der Standortgebundenheit sehen sich Beherbergungsbetriebe jedoch gegenüber anderen Exportbranchen im Nachteil. Sie sind besonders stark von Wechselkursschwankungen betroffen, da sie keine Vorleistungen aus dem Ausland beziehen. Zweitens können sie ihre Kosten nicht senken, indem sie Leistungen ins Ausland verlagern. Und drittens ist das Gastgewerbe eine der personalintensivsten Branchen. Dementsprechend schwierig gestalten sich Kosteneinsparungen. Als Gastgeberin kenne ich die Ausgangslage aus erster Hand.

Der Sondersatz trägt wesentlich zur Wettbewerbs­fähigkeit bei.

Der Sondersatz trägt wesentlich zur preislichen Wettbewerbsfähigkeit der Hotellerie bei. Hohe Übernachtungskosten mindern die Attraktivität als Reiseziel. Die Schweiz sollte ihrem Tourismus Sorge tragen und am bewährten System fest­halten. Mit einem jährlichen Umsatz von über 10 Milliarden Franken und 80 000 Beschäftigten ist die Beherbergungsbranche ein zentraler Wirtschafts­faktor, von welchem viele vor- und nachgelagerte Branchen abhängen und profitieren. Mit einer MwSt.-Erhöhung für die Hotellerie würde der Staat nicht Mehreinnahmen generieren, sondern Arbeitsplätze und den Tourismus in der Schweiz gefährden. [RELATED]

Esther Friedli ist SVP-Ständerätin St. Gallen