Der R-Wert im Kanton Zürich liege aktuell bei 1,16 erklärte Zünd am Dienstag vor den Medien in Zürich bei einer gemeinsamen Medienorientierung mit den Direktoren des Stadtspitals Waid und Triemli und des Kantonspitals Winterthur. Zünd befürchet zudem eine weitere Corona-Welle wegen der Skiferien.
Die drei Spitäler sind bereits zu einem beträchtlichen Teil mit Covid-Patienten belegt. Das Personal sei extrem belastet, betonten die drei Direktoren. «Wir sind in einem Marathon und wissen nicht, wie lange er noch geht», sagte Gabi Brenner, Direktorin der Pflege am USZ. Diese Unvorhersehbarkeit sei extrem belastend.
Sehr hohe Betreuungsintensität
Ein weiteres Problem sei die Betreuungsintensität der Covid-Patienten. Diese sei doppelt so hoch, wie bei anderen Patienten und brauche doppelt so viel Personal. 101 USZ-Mitarbeiter sind wegen Corona in Isolation oder in Quarantäne. Das entspricht einem Prozent des Personalbestandes.
Auf der Intensivabteilung des Unispitals liegen aktuell 28 Covid-Patienten, 11 davon aus anderen Kantonen. Weitere 5 Covid-Patienten befinden sich auf der halbintensiven Abteilung und 82 in Normalbetten. Von den Letzteren sind wiederum 12 ausserkantonal.
Um genug Kapazitäten für die Betreuung der Covid-Patienten zu haben, eröffnete das Universitätsspital eine zusätzliche Halbintensiv-Station mit 8 Betten. Am Dienstagnachmittag wird zudem eine grosse allgemeine Abteilung für Covid-Patienten eröffnet. «Wir mussten aber 8 Operationssäle schliessen, damit wir die notwendigen Betten für Covid-Patienten zur Verfügung stellen können», erklärte Spitaldirektor Zünd.
100 Operationen verschoben
Ähnlich ist die Situation am Stadtspital Waid und Triemli. 13 von 18 zertifizierten Intensivpflege-Betten sind von Covid-Patienten belegt, wie Spitaldirektor André Zemp ausführte. Insgesamt werden im Stadtspital 65 Covid-Patienten behandelt. Auf der Intensivstation würden nicht nur alte und gebrechliche Patienten liegen, sondern auch «Menschen wie sie und ich, teils ohne Vorerkrankungen».
Um genug Betten und Personal für die Betreuung der Corona-Patienten zu haben, haben alle drei Spitäler nicht dringende Operationen verschoben. Beim Stadtspital Waid und Triemli waren es über 100.
«Wenn ich die Fallzahlen anschaue, sehe ich kein Ende», sagte Zemp. «Wir sind nicht darauf eingestellt, über Monate einen Dauermarathon zu leisten.» Sollte der Marathon noch länger andauern, habe er sorge, dass Personal kündigt. «Weil sie einfach nicht mehr mögen.»
Auch am Kantonsspital Winterthur ist eine Mehrzahl der Intensivbetten von Covid-Patienten belegt, nämlich 14 von 18. Das bedeute, dass für das ganze Einzugsgebiet des Spitals mit 250'000 Einwohnern gerade mal 4 Intensivbetten für nicht an Covid erkrankte Personen zur Verfügung stünden, betonte Spitaldirektor Rolf Zehnder. Das sei nicht genug.
Insgesamt 50 Prozent der Kapazitäten des Kantonsspitals seien mit Covid belegt. Drei bis vier Operationssäle seien geschlossen, ein Viertel der Operations-Kapazität des Spitals. Betroffen sei «bald die Hälfte der geplanten Operationen».
Skifahren zur Zeit «nicht verantwortungsbewusst»
Kritisch äusserten sich die Spitaldirektoren zum Wintersport. Eine direkte Absage wollte USZ-Direktor Zünd den Bündner Überlegungen, verletzte Skifahrer in ihrem Wohnkanton behandeln zu lassen, zwar nicht erteilen. «Wir haben auch in vergangenen Jahre schwere Unfälle aus dem Skisport übernommen», erklärte er.
Dass Problem sei, dass sich viele in den Skiferien infizieren würden. «Ich befürchte deshalb eine nächste Corona-Welle Mitte Januar», sagte er.
«Skifahren ist zur Zeit nicht verantwortungsbewusst», doppelte Kantonsspital-Direktor Zehnder nach. Kontakte zu reduzieren sei das A und O, um die Infektionsrate zu senken. Beim Skifahren sei das aber nicht immer möglich. Obwohl selber passionierter Skifahrer, werde er deshalb jetzt nicht auf die Bretter steigen. (sda)