Laut Tourismusmonitor von Bergbahnen Graubünden (BBGR) erreichte der Verkehrsertrag der Bündner Bergbahnen im letzten Winter mit 230,5 Mio. Franken erstmals wieder das Niveau des Winters 2010/2011. Im Vergleich zum 5-Jahresschnitt beträgt das Plus 13 Prozent. Im letzten Sommer stieg der Verkehrsertrag in Graubünden um 14,4 Prozent.
Trotz des Anteils von lediglich 7,5 Prozent am Gesamtverkehrsertrag sei die Nutzung des Sommerpotentials eine langfristige strategische Zielsetzung, die ihre Wirkung erst in einigen Jahren entfalten wird, hält die Bündner Bergbahnvereinigung an ihrer Generalversammlung fest.
Im Beisein der Delegierten präsentierten BBGR auch die neue Ganzjahreskarte graubündenCARD. Sie ersetzt künftig die Winterkarte Snowpass. Der Vorverkauf startet am 1. Februar 2020.
Nicht auf Expansionskurs
Die Struktur der Umsätze habe sich in den letzten Jahren verändert, wie Bergbahnen Graubünden (BBGR) an der Generalversammlung vom vergangenen Freitag auf der Alp Trida Sattel festhielt.
Während der Verkehrsertrag 15 Prozent kleiner als 1992 ist, entspricht der Gesamtumsatz nahezu demjenigen von damals. Die Rückgänge beim Transport seien mit zusätzlichen Erträgen in den Bereichen Gastronomie, Beherbergung, Rental und Guiding aufgefangen worden.
Im gleichen Zeitraum stiegen die Kosten aber um fast 20 Prozent und führten zur entsprechenden Reduktion des EBITDA. Gründe für die Kostensteigerung seien primär Qualitätsverbesserungen und Komfortsteigerungen bei der Pistenpräparation, durch bodenunabhängige Transportanlagen, die Beschneiung, Zutrittssysteme und so weiter, konstatierte die Bergbahnvereinigung.
Hinzu kämen aber auch zusätzliche Regulationen wie L-GAV, Betriebsvorschriften im Bahnbereich, Abgaben und Gebühren. Damit sei die Branche mitnichten auf Expansionskurs, sondern in einem schrumpfenden Markt tätig, stellte BBGR-Präsident Martin Hug weiter fest.
Trotzdem investierten die Bündner Bergbahnen in den letzten fünf Jahren etwas mehr als 100 Mio. Franken pro Jahr für die Erneuerung und Optimierung ihres Angebots. Hiervon 37 Mio. Franken in Transportanlagen, 16 Mio. Franken in die Beschneiung, 8 Mio. Franken in Maschinen und Fahrzeuge, 23 Mio. Franken in Nebenbetriebe und 22 Mio. Franken in andere Infrastrukturen.
Zu den bedeutendsten Investitionen dieses Winters gehört die erste 8-er D-Line Sesselbahn der Schweiz, in welche die Bergbahnen Samnaun AG 12 Mio. Franken investierte. Gemäss Direktor Mario Jenal sei die Bahn mit breiten Einzelsitzen, Sitzheizung und Wetterschutzhauben wiederum eine Investition in den Fahrkomfort für den Gast.
Vor einem Jahr haben die Samnauner Stimmbürger der Skigebietserweiterung mit vier Bahnanlagen zugestimmt. Derzeit läuft das Plangenehmigungsverfahren beim das Bundesamt für Verkehr (BAV).
Klimachancen nutzen
Obwohl der Preisanstieg im Tirol gegenüber Graubünden in den letzten fünf Jahren doppelt so hoch war, sei aufgrund der Frankenstärke gegenüber dem Euro die Wahrnehmung bei den Gästen eine andere.
Um die Chancen der Klimabewegung für Ausflüge und/oder Ferien vor der Haustüre zu nutzen, müssten sich die Bündner Bergbahnen gemäss Martin Hug vier zentralen Herausforderungen stellen: Ausdehnung der Angebote auf alle Jahreszeiten und Lancierung von neuen Erlebnissen; langfristige, vorausschauende Abstimmung der investitionsintensiven Bergbahninfrastrukturen mit den sich verändernden Gästebedürfnissen; vermehrte Kollaboration von ganzen Bergsportgebieten sowie Einsatz von Dynamic Pricing und digitalem Marketing.
Dabei seien Convenience, Einfachheit und Qualität zentral. Martin Hug: «Der Preis tritt dadurch zunehmend in den Hintergrund und die Wertigkeit gewinnt wieder an Bedeutung. Dies ist eine Chance für den Schweizer Tourismus und die Bergbahnbranche».
Martin Hug weiterhin Präsident
Als statutarische Geschäfte der Generalversammlung standen die Wiederwahl von Präsident Martin Hug (Geschäftsleitungsmitglied der Weissen Arena Gruppe) sowie von Maurus Tomaschett (Geschäftsführer Visit Vals AG – Vals 3000) im Vordergrund.
Mit einem Vereinskapital von 77'000 Franken und Rückstellungen von 160'000 Franken für künftige Aktivitäten und Projekte verfügt BBGR über eine solide finanzielle Basis.
Die Bündner Bergbahnen engagieren sich für ein Miteinander von Tourismus und Umweltschutz, das den Berggebieten eine wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht. Deshalb ist BBGR Mitglied der neuen, alpenweiten Initiative VITALPIN geworden. VITALPIN steht gemäss Obmann Hannes Parth für ein Miteinander von Menschen, Tourismus und Natur in den Alpen. Schwerpunktthemen sind Tourismusbewusstsein, Netzwerk und Wissensmanagement. Derzeit sind 70 Institutionen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol Mitglied. (htr)