Die Reisefreiheit soll in Europa schrittweise zurückkehren. Die neusten Zahlen in der Schweiz zeigen, dass sich nur noch wenige neu mit dem Coronavirus anstecken. Gesundheitsminister Alain Berset bezeichnete die Zahlen vergangenen Mittwoch als «ermutigend und erfreulich». Dennoch bleibe Disziplin wichtig, um die positive Entwicklung weiter fortzusetzen.
Geplant ist, dass die Schweiz ab Mitte Juni ihre Grenzen zu Frankreich, Deutschland und Österreich wieder öffnet. Die Ein- und Ausreiseregeln mit dem Nachbarland Italien werden ebenfalls diskutiert. Demnächst will der Bundesrat zudem Details zum nächsten Öffnungsschritt bekanntgeben. Vermutet wird, dass etwa Campingplätze ab dem 8. Juni wieder öffnen dürfen.
Die Vorbereitungen zum Neustart für den Tourismus laufen aber nicht nur in der Schweiz, sondern auch in vielen weiteren Länder. Hier dazu ein Überblick:
DEUTSCHLAND: Am 16. März hat Deutschland für Einreisen aus der Schweiz Grenzkontrollen eingeführt, zwischen Kreuzlingen und Konstanz trennte später sogar ein Zaun die beiden Länder. Dieser ist wieder abgebaut worden. Dennoch ist der Grenzübertritt aktuell nur dann erlaubt, wenn man einen Grund für den Besuch vorweisen kann, wie beispielsweise den Besuch von Familienangehörigen. Der deutsche Aussenminister Heiko Maas zeigte sich zuletzt zuversichtlich, die bestehende Reisewarnung zumindest für die EU Mitte Juni wieder aufheben zu können. Laut Bundesrätin Karin Keller-Sutter steht man in dieser Frage mit den deutschen Behörden in regem Austausch.
ITALIEN: Vom 3. Juni an soll die Einreise von Feriengästen aus dem Ausland wieder erlaubt werden. Im Land nehmen die Flug- und Zugverbindungen bereits jetzt allmählich zu. Und ab Juni soll innerhalb Italiens das freie Reisen wieder erlaubt sein. In der Region Südtirol öffnen die Hotels schon ab Ende Mai wieder. Städte wie Rom und Venedig sowie die Inseln und Küstengebiete betonen ebenfalls, sie seien sichere Reiseziele. In Italien geht die Sorge um, Gäste an andere Reiseziele zu verlieren. In jedem Fall sollen überall Abstandsregeln gelten, Sonnenschirme am Strand weit genug voneinander weg stehen. Ein geregelter Zugang zu Strandbädern soll verhindern, dass Menschen zu dicht aneinander in der Sonne liegen. Buffets in Hotels sind verboten.
FRANKREICH: Nach der Vorstellung der Regierung sollen die Franzosen diesen Sommer vor allem heimische Touristenziele anpeilen. Bis Ende Juni will Frankreich einen Grossteil der Touristenziele öffnen.
Einige Strände sind bereits wieder zugänglich. Die Regierung will demnächst über die weiteren Schritte informieren. Grosse Museen wie der Louvre in Paris hoffen, Mitte Juli wieder aufmachen zu dürfen.
Kleinere Museen können bereits Besucher empfangen. Cafés und Restaurants könnten ab dem 2. Juni in jenen Regionen wieder öffnen, in denen das Virus weniger stark verbreitet ist.
ÖSTERREICH: Vieles spricht dafür, dass Feriengäste ab Mitte Juni wieder in die Alpenrepublik reisen dürfen. Hotels und Beherbergungsbetriebe können ab dem 29. Mai wieder öffnen – und es gelten dann auch nur kleine Einschränkungen. So wird etwa innerhalb einer Reisegruppe kein Sicherheitsabstand verlangt, Buffets sind mit besonderen hygienischen Vorkehrungen erlaubt, auch die hoteleigenen Wellness-Einrichtungen dürfen genutzt werden. Um die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten, hat Österreichs Regierung einen Test-Marathon angekündigt. Ab Anfang Juli sollen vor allem für Hotellerie-Mitarbeiter bis zu 65'000 Tests pro Woche zur Verfügung stehen. Bisher verzeichnete Österreich vergleichsweise wenige Covid-19-Fälle.
BELGIEN: Belgien tastet sich vorsichtig aus den Corona-Einschränkungen, kontrolliert aber nach wie vor seine Grenzen. Alle nicht zwingend notwendigen Einreisen in das Land sind verboten, gleiches gilt für Reisen ins Ausland. Vor allem in Ostbelgien ist der Unmut darüber gross. Die Massnahmen waren im März bis zum 8. Juni angekündigt worden. Gelockert werden sollen sie nur in Absprache mit dem jeweiligen Nachbarland und wenn die Virus-Situation auf beiden Seiten der Grenze vergleichbar ist. Bei Touristen sind sowohl die Nordseestrände im Norden des Königreichs als auch die belgische Hauptstadt Brüssel mit den EU-Institutionen und die Wallonie mit den Ardennen beliebt.
BULGARIEN: Das Land am Schwarzen Meer rüstet sich für eine Sommersaison unter Corona-Auflagen. An den langen Badestränden stehen die Liegestühle bereits in grossen Abständen. Dosierspender mit Desinfektionsmitteln sollen zum Standard gehören. Die Hotels können bereits heimische Touristen aufnehmen. Bulgarien vereinbarte mit Griechenland und Serbien bereits die Öffnung der gemeinsamen Grenzen für den Strassenverkehr: ab 1. Juni soll es für Reisende keine verpflichtende 14-tägige Quarantäne wegen des Coronavirus mehr geben. Doch Bulgariens Fremdenverkehr hängt zum grossen Teil von Auslandsflügen ab, über die es noch keine Klarheit gibt.
DÄNEMARK: Als eines der ersten Länder Europas hatte Dänemark im Kampf gegen Corona am 14. März seine Grenzen dichtgemacht. Touristen und andere Ausländer ohne konkreten Einreisegrund kommen seither nicht mehr ins Land. Wer aber eine Sommerreise nach Kopenhagen oder an die dänische Küste plant, für den besteht Hoffnung: Regierungschefin Mette Frederiksen hat sich zuletzt offen dafür gezeigt, Touristen bald ins Land zu lassen. Spätestens am 29. Mai will die dänische Regierung einen Plan «für eine kontrollierte und schrittweise Wiedereröffnung des Sommertourismus» präsentieren. Wer ein Sommerhaus in Dänemark besitzt oder seinen Partner in dem Land besuchen will, der darf bereits wieder einreisen.
GRIECHENLAND: Der Tourismus wird vorsichtig in Gang gesetzt. Ab dem 15. Juni landen die internationalen Linienflüge zunächst nur am Flughafen in Athen. Griechenland will in den nächsten Tagen jene Länder bekanntgeben, deren Bürger von da an nach ihrer Ankunft nicht mehr für 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden. Ab Juli soll es auch Flüge aus dem Ausland zu den griechischen Inseln und anderen Ferienregionen Griechenlands geben. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Zuletzt besuchten 33 Millionen Touristen im Jahr Griechenland. In der Schweiz gehörten die griechischen Inseln gemäss einer Erhebung des Schweizer Reiseverbands 2019 zu den beliebtesten Reisezielen. Griechenland weist eine der niedrigsten Sterberaten in Zusammenhang mit dem Coronavirus auf.
GROSSBRITANNIEN: Während andere Staaten die Einreisebestimmungen lockern, hat Grossbritannien erst kürzlich entschieden eine zweiwöchige Quarantänezeit zu verordnen für alle, die ins Land einreisen wollen. Wann diese Massnahme wieder aufgehoben wird, ist noch nicht klar. Grundsätzlich ist die Einreise aber möglich und es werden auch bereits jetzt Flüge aus der Schweiz angeboten.
ISLAND: Die stark vom Tourismus abhängige Insel im Nordatlantik plant, ihre Beschränkungen für Touristen bis zum 15. Juni zu lockern. Bislang muss jeder für zwei Wochen in Quarantäne, der nach Island kommt. Dazu will die isländische Regierung bald aber eine Alternative anbieten: Island-Feriengästen soll künftig bei der Ankunft statt Quarantäne auch die Möglichkeit gegeben werden, sich sofort auf das Coronavirus testen zu lassen. Ein Entschluss dazu soll Ende Mai stehen. Geplant ist zudem, dass Touristen eine Tracing-App herunterladen und gebrauchen müssen, mit der Infektionsketten besser verfolgt werden können.
KOSOVO: Für Reisende mit kosovarischer Staatsbürgerschaft war die Einreise bisher nicht verboten, sie mussten sich allerdings nach der Einreise in eine zweiwöchige Quarantäne begeben. Flüge waren aber Mangelware. Ab Mitte Juni sollen der normale Flugbetrieb wieder aufgenommen werden, dann dürfen auch Touristen wieder in den Kosovo reisen.
KROATIEN: Das stark vom Tourismus abhängige Land an der Adria mit seiner langen, buchtenreichen Küste und den vielen Inseln drängt energisch auf eine Öffnung der europäischen Grenzen. Es geht mit eigenem Beispiel voran: Seit dem 9. Mai dürfen Ausländer, die eine Unterkunftsbuchung vorweisen können, ohne Coronatest und ohne Quarantäneauflagen einreisen. Dasselbe gilt für Ausländer, die geschäftlich unterwegs sind, zu einem Begräbnis reisen oder eine Immobilie oder ein Boot in Kroatien besitzen. Die Behörden arbeiten zudem an neuen Regeln, die zu grosse Menschenansammlungen an den Stränden verhindern sollen.
NIEDERLANDE: Der Holland-Urlaub wird wieder möglich. Schon jetzt öffnen stufenweise Bungalowparks ihre Tore, und es werden auch wieder Ferienwohnungen vermietet. Ab dem 1. Juli sollen dann alle Campingplätze und Ferienparks wieder ganz geöffnet werden. Bisher galt das nur eingeschränkt. So mussten etwa auf Campingplätzen Duschen und WCs geschlossen bleiben. Die sanitären Einrichtungen werden ab dem 1. Juli auch an Stränden und in Naturparks wieder geöffnet. Museen dürfen ab dem 1. Juni wieder Besucher empfangen – vorausgesetzt, sie melden sich vorher online an. Restaurants, Cafés, Strandpavillons und Kneipen dürfen jeweils maximal 30 Gäste bewirten. Ab Juli sind dann bis zu 100 Gäste erlaubt.
NORWEGEN: Mit Sommerferien in den norwegischen Fjorden dürfte es nach jetzigem Stand schwierig werden. Die norwegischen Grenzen sind für Ausländer ohne konkreten Grund seit über zwei Monaten dicht.
Norweger dürfen in ihre Heimat zurückkehren, müssen dann aber zunächst für zehn Tage in Quarantäne. Erst Mitte Mai hatte die Regierung mitgeteilt, dass Norwegen-Reisende damit rechnen müssten, dass das Einreiseverbot bis zum 20. August bestehen bleibt. Bis zum 20. Juli will man sich in Oslo jedoch anschauen, ob man die Grenzen für Reisende aus «einzelnen anderen naheliegenden europäischen Ländern» öffnen könnte.
POLEN: Das Land hält bis zum 12. Juni an Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Ländern fest. Ausländer dürfen nicht rein. Bisher gelten Ausnahmen für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Seit dem 4. Mai sind Hotels und Einkaufszentren wieder geöffnet. Auch Restaurants und Cafés dürfen wieder öffnen.
PORTUGAL: Das Land will sich schrittweise wieder für den ausländischen Tourismus öffnen. Der Hotelverband AHP teilte zuletzt mit, dass Mitte Juli die meisten Hotels wieder öffnen könnten. Die Tourismusbehörde will zudem mit einem neuen Hygiene-Siegel unter dem Motto «Clean & Safe» Vertrauen aufbauen. Tourismuseinrichtungen können sich kostenlos darum bewerben. Die Einhaltung der Bestimmungen soll regelmässig überprüft werden. Dank einer frühen Reaktion und strikter Massnahmen war das Land am Atlantik viel weniger von Covid-19 betroffen als etwa Spanien. In Portugal macht der Tourismus etwa 15 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Das Land verbuchte 2019 insgesamt 27 Millionen Gäste.
SCHWEDEN: Für Schweizer, EU-Bürger und Einwohner der Europäischen Freihandelszone ist die Einreise nach Schweden derzeit möglich, doch sie hängt auch von den dänischen Entwicklungen ab. Denn wer beispielsweise mit dem Auto nach Schweden reisen möchte, fährt in der Regel über Dänemark. Eine Alternative kann die Anreise per Fähre etwa von Kiel, Rostock oder Travemünde aus sein. Diese Strecken werden weiterhin befahren.
SLOWENIEN: Das kleine EU-Land zwischen Alpen und Adria will EU-Bürgern bis zum 1. Juni die Einreise ohne Coronatests und Quarantäneauflagen ermöglichen. Vor allem für Touristen aus Nordwesteuropa, die mit dem eigenen Wagen nach Kroatien fahren wollen, wäre das eine grosse Erleichterung. Das Land verfügt selbst über einen 46 Kilometer langen Abschnitt an der Adria mit gut ausgebauter touristischer Infrastruktur. Hotels mit weniger als 30 Zimmern dürfen seit dem 18. Mai öffnen. Für grössere Bettenburgen gibt es diesbezüglich noch keine Entscheidung. Für den Strandbetrieb gelten noch Einschränkungen: Man darf zwar schwimmen und surfen, nicht aber am Strand in der Sonne liegen.
SPANIEN: Spanien war gemäss einer Erhebung des Reiseveranstalters Hotelplan 2019 das beliebteste Sommer-Reiseziel von Herrn und Frau Schweizer. Am Wochenende gab Ministerpräsident Pedro Sanchez bekannt, die Grenzen für ausländische Touristen ab Juli öffnen zu wollen. «Wir werden garantieren, dass die Touristen keine Risiken eingehen werden und auch, dass sie keine Risiken für uns verursachen», sagte er in einer Rede an die Nation. Genaue Termine oder Pläne nannte der sozialistische Politiker nicht. Auch den Einheimischen ist es Stand heute bis Ende Juni nicht erlaubt, in andere Regionen des Landes zu reisen. Mallorca und andere bekannte Ferieninseln können aber darauf hoffen, vielleicht früher eine beschränkte Zahl von in- und ausländischen Besuchern empfangen zu dürfen. Menschen, die trotz geschlossener Grenzen einreisen dürfen, weil sie in Spanien eine Erstwohnung haben oder eine Arbeitsstelle antreten, müssen zwei Wochen in Quarantäne.
TSCHECHIEN: Einen festen Fahrplan für die Wiederbelebung des Tourismusgeschäfts gibt es noch nicht, aber es laufen intensive Verhandlungen mit den Nachbarstaaten. Ministerpräsident Andrej Babis hat eine Kehrtwende vollzogen und sagt nun, es wäre prima, wenn die Grenzen zu Deutschland und Österreich schon Mitte Juni öffnen könnten. Die Prager Altstadt, normalerweise ein Magnet für Menschen aus aller Welt, ist derzeit noch fast menschenleer. In einigen Hostels und Hotels der Moldau-Metropole finden Obdachlose eine vorübergehende Bleibe. Wenn die Grenzen wieder öffnen, treffen Reisende auf ein Land, das vom Coronavirus weitgehend verschont geblieben ist.
TÜRKEI: Die Türkei lockert schrittweise die Corona-Massnahmen und bereitet sich auf eine Öffnung für den Tourismus vor. Ende Mai will das Land den inländischen Reiseverkehr aufnehmen, im Juni hofft es auf internationale Gäste. Für Hotels und Restaurants sollen strenge Corona-Auflagen gelten. Es müssen etwa Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, das Personal soll eine Pandemie-Ausbildung erhalten. Nach der Öffnung für internationale Flüge werden an den Grenzübergängen, etwa am Flughafen Antalya, Corona-Tests vorgenommen. Die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines hatte ihren Flugstopp für internationale Flüge bis zum 1. Juni verlängert.
ZYPERN: Nikosia führt zurzeit Verhandlungen mit Israel und Griechenland über eine baldige Wiederaufnahme der Ferienflüge. Bei einer Einigung können Israelis und Griechen nach Zypern fliegen, ohne anschliessend 14 Tage lang in Quarantäne bleiben zu müssen. Für andere Touristen sind die Regeln noch unklar. Denn der quarantänefreie Rückflug muss auch gesichert sein, heisst es aus Regierungskreisen. Mehr als 25 Prozent der Wirtschaft Zyperns ist mit dem Tourismus verbunden.
ÄGYPTEN: Das Land ist ein beliebtes Reiseziel von Europäern. Unklar ist, wann an Ferienorten wie Hurghada und Scharm el Sheikh wieder Normalität einkehrt. Hotels dürfen für einheimische Gäste bei 25 Prozent Belegung inzwischen wieder öffnen und ab dem 1. Juni bei 50 Prozent Belegung. Die Betreiber müssen unter anderem Desinfektionsmittel am Eingang bereitstellen und das Gepäck der Gäste bei Ankunft und Abreise desinfizieren. Gutachter stellen ein Zertifikat aus, um das sich bisher rund 170 Hotels bewarben. Am Flughafen in Kairo sollen neue Wärmebildkameras prüfen, ob Reisende Fieber haben. Für Touristen aus dem Ausland sind die Grenzen aber nach wie vor dicht. (awp sda dpa)