Die Generalversammlung fand unter besonderen Vorzeichen statt. Es war dem Verwaltungsrat ein besonderes Anliegen, die Generalversammlung mit physischer Präsenz der Aktionärinnen und Aktionäre durchzuführen. Entsprechend wurde der Anlass vom April auf den August verschoben.
Der Rückblick, die durch die Covid 19-geprägte Lagebeurteilung, sowie das strategisch relevante Projekt «Einheitsaktie und Statutenreform» seien Gründe genug für den persönlichen Austausch mit dem Aktionariat gewesen, teilt die Niesenbahn mit. Unter Einhaltung eines strengen Schutzkonzeptes nahmen dann auch rund 100 Aktionärinnen und Aktionäre und Gäste an der Versammlung teil. [RELATED]
Gutes Ergebnis im Zehnjahresdurchschnitt
Verwaltungsratspräsident Daniel Fischer präsentierte den Aktionären und Gästen einen weiteren sehr guten Wert von 5‘379‘495 Franken Umsatz (Vorjahr: 5‘626‘725), der mit 2.9 Millionen Franken im Bahnbetrieb und mit 2,5 Millionen Franken im Berghaus Niesen Kulm erwirtschaftet wurde. Erzielt wurden 169‘295 Frequenzen (Vorjahr 198‘998), was dem Besuch von rund 85‘000 Gästen entspricht.
Die Einschätzung dazu des Verwaltungsratspräsidenten: «2019 war umsatzmässig im Durchschnitt der letzten zehn Jahre; dies ist beim 10 Prozent weniger Betriebstagen ein sehr gutes Ergebnis.» Auffällig ist wiederum die Ausgabefreudigkeit der Gäste: Im Berichtsjahr waren es 63.55 Franken; damit erstmals über 60 Franken je Gast. Der Cashflow als zentrale unternehmerische Kennzahl betrug im Berichtsjahr 1,009 Millionen Franken, respektive 18.7 Prozent (Vorjahr: 23,5%).
Das neue Berghaus-Angebot bewährt sich
Nach 13 Monaten Bauzeit wurde das Berghaus Niesen Kulm 20 Tage später als üblich am 10. Mai 2019 eröffnet. Insgesamt investierte die Niesenbahn AG 6.95 Millionen Franken (exkl. MwSt), was im Vergleich zum Baubeschluss von Ende 2017 von 6.7 Millionen Franken Mehrkosten (für Mehrleistungen) in der Höhe von 3.7% entspricht.
Das Berghaus bietet durch den Ausbau von acht auf elf Berghauszimmer sowie neuen Seminarräumen mit moderner Technologie zahlreiche Potenziale im Ausflugs-, Erlebnisgastronomie- und Kulturgeschäft. 16 Prozent der Bausumme, rund 1.1 Millionen Franken, hat die Niesenbahn AG in Energiesparmassnahmen investiert.
Das neue Berghaus hat bereits im ersten Jahr zu einer deutlichen Wertsteigerung pro Gast geführt, weil die «Abendanlässe» und der «Hotelgast» einen «überdurchschnittlichen Beitrag generieren». Nach dem Investitionszyklus braucht es jetzt die Phase der finanziellen Stabilisierung und Konsolidierung.
2019: Keine Dividende soll Zeichen setzen
Entgegen dem ursprünglichen Antrag, welcher vor dem COVID 19-Lockdown und somit vor Bekanntsein des Ausmasses und der Auswirkungen der Pandemie formuliert wurde, hat der Verwaltungsrat der Generalversammlung beantragt, auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten. Dies, obwohl eine Dividendenausschüttung rechtlich zulässig wäre.
Der Verwaltungsrat will aber einerseits die «Liquidität» in dieser Phase im Unternehmen behalten und andererseits nicht Kurzarbeitsentschädigung beziehen und gleichzeitig Dividenden auszahlen. Die Generalversammlung folgte dem Antrag des Verwaltungsrates einstimmig. Damit wird der Jahresgewinn 2019 von 76'570.64 Franken auf die neue Rechnung vorgetragen.
Kontinuität gesichert: Décharge erteilt und Wiederwahl des Präsidiums
Die Generalversammlung folgte allen Anträgen des Verwaltungsrates einstimmig und Enthaltungen und Gegenstimmen und wählte das Präsidium der Niesenbahn AG für eine weitere Amtsperiode von drei Jahren: Daniel Fischer als Präsident des Verwaltungsrates (seit 2002 im Amt) sowie Martin Andres als Vizepräsident des Verwaltungsrates (seit 2011).
Daniel Fischer zeigt sich erfreut und bestätigt im verfolgten Kurs der Bahngesellschaft: «Kontinuität ist eine Qualität und Stabilität ist gerade in führungstechnisch anspruchsvollen Zeiten sehr wichtig, sowohl gegen innen wie auch gegen aussen. Stabilität bedeutet bei der Niesenbahn auch konsequente Weiterentwicklung und damit Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.»
«Jahrhundertprojekt» lanciert
Gemäss GAFI-Gesetz (Bundesgesetz zur Umsetzung der 2012 revidierten Empfehlungen der Groupe d’action financière), welches per 1. Juli 2015 eingeführt wurde, müssen per Frühjahr 2021 Inhaber- in Namenaktien umgewandelt werden. Damit werden die Inhaberaktien de facto abgeschafft und das Gesellschaftsrecht verschärft.
Die Niesenbahn AG hat eine Arbeitsgruppe mit der Umsetzung beauftragt; an der Generalversammlung wurde über die Gründe, das Vorgehen und über den Nutzen für die Gesellschaft informiert. Das Projekt umfasst die Schaffung einer Einheitsaktie (heute gibt es eine Stamm- und eine Prioritätsaktie) sowie eine Statutenreform.
Für die Aktionärinnen und Aktionäre sollen die bisherigen Vermögens- und Stimmrecht gesichert werden. Gleichzeitig soll die Markt- und Entwicklungsfähigkeit des Unternehmens und damit die Werthaltigkeit der Aktien gestärkt werden. «Ein über 100-jähriges Unternehmen erneuert sich», stellt der Verwaltungsrat zusammenfassend fest. Zu Handen der Generalversammlung vom Mai 2021 werden die entsprechenden Entschlüsse vorbereitet.
Das Geschäftsmodell der Niesenbahn AG bewährt sich in der Pandemie
Mit einer soliden Bilanz sowie genügend Liquidität als Reserve hat die Niesenbahn AG die Saison 2019 abgeschlossen, die Winterarbeiten (ohne Gäste) ausgeführt und die sieben Wochen bis zum verspäteten Saisonstart am 6. Juni 2020 überbrückt. Die Investitionsvorhaben wurden dem fehlenden Umsatz angepasst, bis zu 50 Mitarbeitende wurden bei voller Lohnzahlung zur Kurzarbeit angemeldet.
Seit der Eröffnung zahle sich die traditionell und konsequent starke Verankerung im regionalen und nationalen Markt aus, zudem bewähre sich die Stammkundenbindung, teilt die Bergbahn mit. Die während des Lockdown weiter entwickelte Digitalisierungsstrategie dokumentiere erste Erfolge und ermögliche den Verkauf mit neuen Instrumenten. Nostalgie und Hightech erweise sich zudem als erfolgreiche Kombination. Grundlegender Wettbewerbsvorteil sei aber die gemensame Wertebasis mit interner Kultur sowie guter Zusammenarbeit über die Stufen hinweg.
Daniel Fischer gab sich zuversichtlich für den weiteren Saisonverlauf, Vorsicht und Verantwortung jedes einzelnen vorausgesetzt. Die Aktionäre ermunterte er zu zahlreichen Besuchen auf dem Berg, zum Testen des neuen Webshops und zum Schenken von Gutscheinen. Schliesslich hoffte er auf ein «Novemberhoch», was Anlass zur spontanen Saisonverlängerung geben würde. (htr)