Wie eine indikative Branchenumfrage von Schweiz Tourismus (ST) zeigt, werden für den Sommer nach wie vor viele Schweizer Gäste erwartet. Dazu kommen neben Touristinnen und Touristen aus Europa auch wieder mehr Reisende aus Nordamerika, Brasilien, den Golfstaaten sowie teilweise Indien und Südostasien, wie Schweiz Tourismus mitteilt.
Zweistelliges Wachstum
Sowohl Unterkünfte als auch Attraktionen verzeichneten über die Feiertage Ostern, Auffahrt und Pfingsten ein deutlich zweistelliges Wachstum. Dies ergab die regelmässige Branchenumfrage von Schweiz Tourismus in allen Tourismusregionen. Verantwortlich dafür seien in erster Linie die vielen Schweizer Gäste. Aber auch Reisende aus Europa vor allem aus den Nachbarländern - und wieder zunehmend Individualreisende und Gruppen aus Nordamerika, den Golfstaaten, teilweise Indien und Südostasien.
Zero-Covid in China bereitet Sorgen
Nicht von dieser Erholung betroffen ist jedoch China. Der nach wie vor pandemiebedingte Ausfall des Geschäfts aus China bereitet in diesem Sinne vielen Leistungsträgern Sorgen. Immerhin: neben den traditionell beliebten Bergregionen geben dieses Frühjahr auch einige Städte an, gut besucht gewesen zu sein. «Der Tourismus ist nun auch in der Stadt wieder auf Touren gekommen. Neben Schweizer Gästen gibt es Gäste aus diversen Europa-Märkten, und auch unsere wichtigsten Fernmärkte-Gäste, jene aus den USA, sind schon wieder hier», wird Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation & PR bei Luzern Tourismus, in der Mitteilung zitiert.
Schweizer Sommer: viel Zuversicht, aber auch Fragezeichen
Auch für die anstehende Sommersaison erwarten die befragten Tourismusfachleute gesamtschweizerische Durchschnitts-Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr von zwischen 14 Prozent (Übernachtungen) und 23 Prozent (Frequenzen). Das Wachstum basiert dabei aber vor allem ausländischen Touristinnen und Touristen. Primär aus dem europäischen Ausland, etwa aus den Benelux-Staaten. Aber diesen Sommer vermehrt auch wieder aus Nordamerika, den Golfstaaten und gewissen asiatischen Ländern.
Bei den Schweizer Gästen geht die Branche weiterhin davon aus, dass diese die wichtigste Gästegruppe bilden werden. Aber einen weiteren Rekord erwarten sie nicht, zumal die Reiselust der Schweizer Bevölkerung diesen Sommer für zahlreiche Auslandsreisen sorgen könnte. In diesem Sinne sind viele in ihren Antworten etwas zurückhaltend.
Die dominante Sorge der Touristiker sind allerdings landesweit die Auswirkungen des Fachkräfte- und Personalmangels. «Personalengpässe sind ebenfalls eine grosse Herausforderung», weiss Stefan Grossniklaus, Hotelier im Aspen Alpin Lifestyle Hotel Grindelwald (BE).
Nachhaltigkeit ist Trumpf
Der Schweizer Tourismus versteht nachhaltiges Reisen in dessen ganzer Bandbreite, und nicht bloss im Bereich der Ökologie. Und dies wird auch von den Gästen vermehrt nachgefragt. Neben der unberührten Natur und vielfältigen Outdoor-Erlebnissen sind diesen Sommer vor allem lokale und authentische Erlebnisse beliebt. Viele Gäste erkundigen zudem sich nach dem Nachhaltigkeitskonzepts des Anbieters. Dominik Wyss, Präsident des Aargauer Hoteliervereins stellvertretend für viele: «Die Gäste suchen das ‘gute’ Produkt und nicht mehr nur das ‘günstigste’».
Die Pandemie brachte viele neue Gäste in die Schweizer Ferienregionen, gerade auch Einheimische. Diese haben nach Auskunft der Touristikerinnen und Touristiker oft neue und höhere Ansprüche. Die Nachfrage nach Beratungen, Geheimtipps bis hin zu begleiteten Erlebnissen und Führungen ist gestiegen.
Aussichten auf den Herbst vielversprechend
Zwei Drittel der Befragten gehen für die nächsten Jahre von der weiteren Bedeutungszunahme der touristischen Herbstsaison aus. Und so sehen sie im Rahmen einer ersten Einschätzung auch für die Herbstsaison 2022 ein zweistelliges Wachstum. Dieses wird besonders in den Unterkünften in der Stadt und im Flachland, ausserhalb des Berggebiets, erwartet.
Die Leistungsträger erwarten einen hohen Nachholbedarf bei Firmenausflügen, Meetings, Gruppenanlässen und auch Familienaufenthalten. (htr/ua)