Die Bilder des Leidens und der Zerstörung in der Ukraine beschäftigen uns alle. In Anbetracht des Schreckens verblassen die meisten Sorgen hier in der Schweiz. Als Schweiz Tourismus an der Pressekonferenz vor zwei Wochen davon sprach, welchen Einfluss der Krieg auf den Tourismus bei uns hat, auf die Zahl der russischen Gäste in unseren Hotels und auf die Reisefreudigkeit der Asiaten, haben wir uns auf der Redaktion gefragt: Darf man sich darüber in unserer Wohlfühloase überhaupt Sorgen machen, während Wladimir Putin 1500 Kilometer weiter östlich Existenzen wegbomben lässt?

Ich finde: Man darf. Denn die Sorge um das Wohlergehen des eigenen Unternehmens schliesst keinesfalls aus, dass man sich bedrohten Ukrainerinnen und Ukrainern gegenüber solidarisch und hilfsbereit zeigt. Das beweisen auch zahlreiche Aktionen aus dem Gastgewerbe, etwa wenn Beherbergungsbetriebe freie Zimmer für Flüchtende anbieten oder Gastrounternehmen ihren Tagesumsatz für humanitäre Hilfe spenden.

Zudem: Wenn wir uns heute keine Sorgen mehr machen dürfen über touristische Umsätze, warum durften wir das dann in den letzten Jahren, als es zwar in Europa (einigermassen) friedlich war, aber in Syrien, in Afghanistan, im Jemen und im Ostkongo Kriege tobten? Klar ist aber auch: Der wahr gewordene Albtraum in der Ukraine führt uns einmal mehr vor Augen, dass wir uns in der Schweiz in der Regel auf sehr hohem Niveau sorgen. Hoffentlich kehrt möglichst bald wieder Friede ein in Osteuropa, und hoffentlich erinnern wir uns auch dann noch daran, wie relativ unsere eigenen Herausforderungen doch oftmals sind.

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