Ein durchdringendes Klingeln schallt durch die Küche in der Berufsfachschule Baden. «Wer hat etwas im Ofen?», ruft Juror Manfred Roth mit fester Stimme durch den Raum. Etwas später ist der stellvertretende Jurypräsident Werner Schuhmacher auf der Suche nach dem Maizena, während Juror David Fichte mit dem Handy einen Schnappschuss einer Vorspeise macht, die gerade geschickt und wenig später von der Degustationsjury inspiziert und bewertet wird.
Frühe Förderung von Kochtalenten
«Gusto» ist die Schweizer Meisterschaft für Kochlernende im zweiten und dritten Lehrjahr. Organisiert wird diese von Transgourmet/Prodega unter dem Patronat des Schweizer Kochverbandes. Mit «Gusto» setzt sich der Belieferungs- und Abholgrosshändler für eine nachhaltige Berufsbildung und die Zukunft der Kochbranche ein. Die Meisterschaft ist eine ideale Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung. Gleichzeitig sammeln die jungen Talente Erfahrungen für ihr Berufsleben und können sich einem breiten Publikum präsentieren. Die htr hotel revue ist Medienpartnerin des «Gusto».
Es herrscht emsiges Treiben in der Schulungsküche. Die Finalisten sind hochkonzentriert am Arbeiten, die Filmcrew wieselt zwischen den Küchenzeilen umher, um die entscheidenden Momente einzufangen, und die Küchenjury beobachtet das Geschehen mit Argusaugen.
Perfektionsanspruch bis zur letzten Sekunde
Diese Szenen spielten sich am Donnerstag, 31. März, ab, als sich die Finalistin Athina Karavouzi – die einzige Frau im diesjährigen Teilnehmerfeld – und die acht Finalisten an der Schweizer Meisterschaft für Kochlernende massen. Aufgeteilt in eine Vormittags- und eine Nachmittagsgruppe, starteten die ersten fünf ab 7.30 Uhr im 15-Minuten-Takt. In drei Stunden hatten sie eine Vorspeise und einen Hauptgang zuzubereiten. Dabei begutachtete und bewertete eine Küchenjury alle ihre Handgriffe. Die Juroren achteten dabei auf Kochtechnik, Mise en Place, Wirtschaftlichkeit und Hygiene. Eine zweite Jury degustierte die Vor- und die Hauptspeisen anonymisiert und bewertete anschliessend Geschmack und Präsentation.
«Noch vier Minuten, noch drei Minuten», schallt die Stimme von Werner Schuhmacher durch die Küche – dazu ein aufmunternder Blick für die betreffenden Kochlernenden. Entsprechend steigt die Hektik an den Stationen, denn die Uhr kennt keine Gnade. Trotz dem Druck wirken die Köchin und die Köche in spe mehrheitlich ruhig und gefasst. Beim Anrichten lässt das eine oder andere Zittern der Hände jedoch auf die grosse innere Anspannung schliessen. Dies hält Andreas Grossen jedoch nicht davon ab, im letzten Moment zwei Komponenten neu anzuordnen, und Patrick Lätsch richtet die Essstäbchen minutiös und passgenau aus.
[IMG 2-3]Souverän die höchste Punktzahl erreicht
«Fynn Thielen erzielte bei der Küchen- und der Degustationsjury souverän am meisten Punkte», erläutert Jury-Präsidentin Doris Vögeli den Jury-Entscheid. Damit gewinnt der «Gusto22»-Sieger einen zweiwöchigen Aufenthalt in Hongkong. Den zweiten Platz sichert sich Athina Karavouzi, die nun eine Woche nach Berlin darf. Luca Heiniger hat sich eine Woche St. Moritz erkocht. «Athina und Luca haben beide ruhig, sauber und konzentriert gearbeitet, gut abgeschmeckt, exakt angerichtet und mehr Punkte geholt als die andern Finalisten», erklärt Doris Vögeli.
Nachgefragt
Fynn Thielen, Sie haben soeben die Schweizer Meisterschaft für Kochlernende für sich entschieden. Wie fühlt sich das an?[IMG 4]
Ich bin immer noch ganz überwältigt und voller Freude, dass sich die Vorbereitung gelohnt hat. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich gewinnen könnte. Klar hatte ich einen Podestplatz im Visier, aber dass es gerade für den Sieg reichen würde, wagte ich mir nicht auszumalen.
Wie lief das Wettkochen?
Sehr gut. Dieses Jahr haben nicht alle Finalteilnehmenden zusammen gekocht. Sie waren in zwei Gruppen aufgeteilt und wurden per Los zugeteilt. Dadurch war es in der Küche relativ ruhig. Ich war zwar angespannt, aber man hat mir meine Aufregung und den Stress anscheinend nicht gross angemerkt.
Gab es trotzdem heikle Momente während des Finals?
Richtig heikle Momente gab es in dem Sinne bei mir keine. Sehr herausfordernd war aber sicherlich der Moment, als es darum ging, die Vorspeise und den Hauptgang anzurichten und zu schicken.
Die Siegerinnen der letzten beiden «Gusto»-Ausgaben sind nun im Team der Junioren-Kochnationalmannschaft. Ist das für Sie ebenfalls ein Thema?
Eine Mitgliedschaft in der Schweizer Junioren-Kochnationalmannschaft würde mich tatsächlich sehr interessieren. Dies wäre eine gute, lehrreiche Station.