Die Auslandsmärkte ziehen langsam wieder an, was können wir tun, um nach Corona als Hoteliers mit einem besseren Gästemix dazustehen?
Die Passagierzahlen am Flughafen Zürich sind für eine Erholung des Schweizer Tourismus von grosser Bedeutung. Die Flugbewegungen verdoppeln sich aktuell Monat für Monat, und das lässt bei vielen Touristikern die Hoffnung aufkommen, dass bald eine Erholung der Auslandsmärkte stattfinden wird. Die Hoteliers spüren aktuell die Grenzöffnungen und empfangen seit langem wieder Gäste aus Nachbarländern, die zum Teil in der Schweiz Ferien machen oder auf der Durchreise sind. Gleichzeitig haben viele Schweizer den Weg ins Ausland gefunden, was abzusehen war. So normalisiert sich langsam der Gästemix wieder, und viele Hoteliers überlegen sich, was sie aus dieser Zeit für die Zukunft als Learning mitnehmen wollen.
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Viele Städte wie auch Ferienregionen haben stark gelitten, was ganz klar mit dem Gästemix zu tun hatte. Destinationen, die nur vom Businessgast abhängig waren, und Ferienregionen, die nur auf Fernmärkte ausgelegt waren, haben klar gespürt, dass der Gästemix nicht nachhaltig genug war, um in Krisenzeiten zu überleben. So mussten sich viele Hotels in diesen Regionen neu orientieren und sind neue Zielgruppen und Märkte strategisch angegangen – so konnten z. B. neue Schweizer Gäste erreicht werden. Noch nie zuvor war der Performance-Unterschied zwischen den Hotels so gross wie in den letzten Monaten – während die einen Rekordzahlen schrieben, verzeichneten andere Hotels die grössten Verluste der Geschichte. Die Positionierung und der Gästemix haben klar den Unterschied ausgemacht, sodass viele Leistungsträger sich für die Zukunft strategisch neu ausrichten wollen. Eine neue strategische Gästeausrichtung zum jetzigen Zeitpunkt ist laut SHS essenziell, um nach Corona besser dazustehen, denn nicht alle Segmente werden sich gleich erholen.
Wir setzen in der Vermarktung stark auf den Individualtourismus – national sowie international.
Wir streben mit SHS an, den Fokus auf dem Inlandtourismus beizubehalten und wenn möglich durch eine passende Produktentwicklung zu erweitern. Weiter setzen wir in der Vermarktung stark auf den Individualtourismus – national sowie international. Nebst der Optimierung der wichtigsten OTA-Kanäle und des Eigenvertriebs empfehlen wir, die Zusammenarbeit mit Reisebüros zu suchen, die während Corona durch ihre Spezialisierung einen Aufschwung hatten. Gute Beispiele: Eurotrek oder Sense of Travel.
Grundsätzlich raten wir davon ab, wieder auf Gruppen- und Pauschalreisen aus Fernmärkten zu setzen, denn dieses Business wird sich zuletzt erholen, und das wird unserer Meinung nach noch eine gewisse Zeit brauchen. Weiter sind es genau die Quellen, die wir in der neuen Zielausrichtung mit Individualreisen kompensieren möchten und in einer neuen Strategie versuchen auszuschliessen. Die Lukrativität dieser Gäste war bis vor Corona durch Preisverhandlungen sowie Knebelverträge gesunken. Sollte es den Individualhotels gelingen, sich in den nächsten 18 Monaten dank dem Individualtourismus zu erholen, raten wir stark davon ab, die Verträge 1 zu 1 wieder zu unterschreiben. Uns ist bewusst, dass diese Gäste wichtig für den Schweizer Tourismus sind, aber es ist an der Zeit, die Chance wahrzunehmen, sich von deren Abhängigkeit zu lösen.
Grundsätzlich raten wir davon ab, wieder auf Gruppen- und Pauschalreisen aus Fernmärkten zu setzen.
Weiter raten wir Businessdestinationen stark davon ab, auf Preisverhandlungen von Grossfirmen einzugehen, denn diese wollen natürlich jetzt die Chance nutzen, um die Preise langfristig zu drücken. Die RFP-Saison steht vor der Tür, und es ist wichtig, dass auch im Corporate-Bereich eine Bereinigung bei den Hotels stattfindet. Die Produktion der Firmen ist massiv gesunken, und dementsprechend haben wir Argumente, um die Preise anzuheben und Konditionen neu zu verhandeln. Speziell bei diesem Segment vermuten wir, dass sich der Markt nach Corona nicht mehr ganzheitlich erholen wird, denn die Firmen haben in der Zwischenzeit gelernt, ihre Meetings effizient abzuhalten, und merken, wie viel Kosten sich dadurch einsparen lassen. [DOSSIER]