Der jetzige Zeitpunkt für einen Wechsel sei richtig, weil der Strategieprozess 2020 im nächsten Jahr abgeschlossen werde, sagte Meyer vor den Medien in Bern. Zudem zeichne sich in verschiedenen Führungspositionen ein Generationenwechsel ab. Er wolle die Wahl eines neuen Führungsteams seiner Nachfolge überlassen.
Den Entscheid begründet Meyer zudem mit seinem Alter. Der Zeitpunkt für die Ankündigung seines Rücktritts entspreche seiner Intention, vor dem 60. Altersjahr eine neue berufliche Phase einzuleiten: «Wenn ich etwas anderes im Leben machen will, dann muss ich es jetzt machen.» Meyer will seine Erfahrungen künftig in strategischen Aufgaben und «ausgewählten Projekten» einbringen, so etwa in Verwaltungsräten und in der Begleitung von Startups und gemeinnützigen Organisationen, wie der Mitteilung zu seinem Rücktritt zu entnehmen ist.
Bis zu seinem Rücktritt nehme er die volle Verantwortung für das Unternehmen wahr, denn es sei ihm ein Anliegen, «nicht davonzulaufen». Der Entscheid sei am Mittwoch kommuniziert worden, da der Verwaltungsrat ab diesem Tag interne und externe Kandidaten anspreche, sagte Meyer weiter. Der Posten als SBB-CEO sei nicht derjenige eines Schönwetterkapitäns, denn bei den SBB sei «immer etwas los», bilanzierte Meyer.
SBB: Offen für «unkonventionelle Lösungen»
Was Meyers Nachfolge betreffe, sei man auch offen für unkonventionelle Lösungen, deshalb prüfe man Nachfolgekandidaten sowohl intern als auch extern, sagte SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar an der Medienkonferenz. Die «eierlegende Wollmilchsau» werde man nicht finden. Wichtig sei eine Affinität für die Politik und die Öffentlichkeit.
«Eine Frau ist herzlich willkommen», sagte Ribar weiter. Auf alle Fälle werde der Lohn für den zukünftigen SBB-CEO niedriger sein.Dabei halte man sich an die Vorgaben des Bundesrates. Die Bahn habe sich in den letzten 10 bis 15 Jahren extrem verändert und die Mobilität werde sich weiter entwickeln. Ribar zeigte sich überzeugt, dass eine neue Person «hier wiederum auch neue Akzente setzen muss». Ribar sagte, die SBB seien auf Kurs. Man sei sich aber auch der Probleme bewusst, wie zum Beispiel der fehlenden FV-Dosto-Züge von Bombardier. Man tue alles dafür, dass diese Züge bald eingesetzt werden können.
Der Unfall von Anfang August zeige, wie verletzlich das System sei. Es gebe offene Fragen und dazu wolle man Antworten. Aber: «Nur Taten können das Vertrauen in die Bahn wieder herstellen». In der Schweiz hätten Politik und Bevölkerung eine hohe Affinität zum öffentlichen Verkehr. Anfang August kam es im Bahnhof Baden AG zu einem tragischen Unfall, bei welchem ein Zugbegleiter in einer Türe eingeklemmt, mitgeschleift und tödlich verletzt wurde.
Nebst diversen Sofortmassnahmen nach dem Unfall will das Sicherheitsmanagement der SBB Hinweisen von Mitarbeitenden nachgehen. Meyer sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, es gefalle ihm überhaupt nicht, dass offensichtlich Meldungen, die von Mitarbeitenden gemacht werden, nicht gehört und beantwortet werden. «Ich finde, das geht nicht.»
Termin schon im Mai festgelegt
Der Termin für die Ankündigung von Meyers Rücktritt war bereits im Mai 2019 zwischen ihm und dem Verwaltungsrat festgelegt worden. Das genaue Rücktrittsdatum Meyers sei abhängig vom Suchprozess nach einem Nachfolger, sagte Ribar.
Meyer ist seit 2007 Konzernchef der SBB. Er habe die integrierte Bahn durchgesetzt, sagte Ribar rückblickend. Zudem habe er ein starkes Kader mit gutem Spirit aufgebaut und die Transformation der SBB zu einem modernen Unternehmen vorangetrieben.
Als Meilensteine der Amtszeit nennt die SBB in der Mitteilung die Neupositionierung von SBB Cargo und die SBB Immobilien, die zu einem tragenden Standbein der SBB ausgebaut worden seien. Zu den schwierigen Momenten gehöre die stark verzögerte Inbetriebnahme der neuen Fernverkehrs-Doppelzüge, der Streik im Industriewerk Bellinzona im Jahr 2008 sowie zuletzt Fragen zur Sicherheit. (sda)