Unter dem Motto «Schweizer Hotellerie als Investitionschance» luden hotelleriesuisse und Parahotellerie Schweiz zahlreiche Parlamentarier und Parlamentarierinnen am Montagabend in das Berner 5-Sterne-Superior Hotel Bellevue Palace ein. Gemeinsam mit hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig führte der neue Direktor Claude Meier durch den Abend. Im gemeinsamen Gespräch diskutierte Meier mit den Branchengrössen Kurt Baumgartner, Direktor und Inhaber der Belvédère Hotels in Scuol, Felix Suhner, Besitzer der Balance Hotels und frischgekürter Hotelier des Jahres, und Philippe Pasche, Direktor der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredite, über die aktuellen Herausforderungen der Hotel-Finanzierung.

Leuchttürme der Schweizer Hotellerie
«Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage sind Investitionen für die Beherbergungswirtschaft heute wichtiger denn je», betonte Meier. Auch für Baumgartner, dessen Hotels sich im schwierigen Geschäftsumfeld des Unterengadins bewähren, sind Investitionen von zentraler Bedeutung und die Grundlage für jegliche Innovationstätigkeit. «Die Innovationsfähigkeit zu halten, ist das A und O», so Baumgartner.

Doch selbst wenn ausreichend finanzielle Mittel vorhanden sind, kann es schwierig sein, zu investieren. Diese Erfahrung musste Felix Suhner machen: Zehn Jahre habe er für das Recht gekämpft, 12 Millionen Franken in sein Hotel am Hallwilersee investieren zu dürfen, da es in einer Spezialzone liegt. «Es brauchte sehr viel Ausdauer und Mut, bis wir da durchgekommen sind», sinnierte der Hotelier. Das Resultat seiner Hartnäckigkeit seien jedoch «einzigartige Gesamtkunstwerke», klar positioniert im hartumkämpften Markt.

Für Philippe Pasche sind beide Hoteliers erfolgreiche Beispiele abseits der Städte. Paradoxerweise, denn «beide haben gemacht, was man eigentlich nicht machen darf». Die Faustregel für Hotel-Investitionen laute: in den Städten, wenn möglich mehr als 80 Zimmer, wenig F&B. «Aber der Erfolg liegt nicht in den Faustregeln», schob Pasche sogleich nach. «Der Erfolg liegt in der klaren Positionierung, in der Differenzierung, in einem Mehrwert für die Kunden.» Dies sei in der Stadt vielleicht einfacher, aber durchaus auch in ländlichen oder Berggebieten möglich, ist der Experte überzeugt.

Zur Sprache kam auch das Thema Preisparitätsklauseln. Die Hoteliers betonten den Nutzen von Online-Reiseanbietern wie Booking.com. Gleichzeitig müsse die unternehmerische Freiheit der Hotels wiederhergestellt werden, wofür man sich aus der Politik mehr Unterstützung wünsche.

Engagement für die Branche gewürdigt
Nach dem Hauptgang im «Bellevue Club» kürten die beiden Verbände wieder den tourismusfreundlichsten National- sowie Ständerat. Die Auszeichnung basiert auf einer Abstimmungsanalyse, die hotelleriesuisse im laufenden Jahr während der Sessionen vorgenommen hat. Das Abstimmungsverhalten ist somit pro Parlamentarier ersichtlich, und es entsteht ein klares Ranking.

Andreas Züllig würdigte Stefan Engler, CVP-Ständerat aus dem Kanton Graubünden für seine jahrelange proaktive Politik für die Belange der Hotellerie und des Tourismus. «Er kennt die Herausforderungen der Branche und seine Erfahrung ist bei uns sehr geschätzt», so Züllig.

Der Preis für den tourismusfreundlichsten Nationalrat geht dieses Jahr in den Kanton Bern: Christian Wasserfallen (FDP) sei nie müde geworden, sich gegen bürokratische Regulierungen einzusetzen, mit denen Hoteliers zu kämpfen haben. Auch setze er sich für eine starke Berufsbildung ein. Für eine KMU-Branche wie die der Hotellerie seien solche Einsätze lebenswichtig, betonte Züllig.

Politische Schlüsselthemen 2017
Anschliessend verteilte hotelleriesuisse die aktuelle Broschüre «Politische Schlüsselthemen 2017» an die anwesenden Parlamentarier. Die wichtigsten Forderungen für das kommende Jahr sind:

  • Eine wirtschaftsfreundliche Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und der Erhalt der bilateralen Abkommen.
  • Die Gleichbehandlung der Beherbergungsbetriebe gegenüber den neuen Akteuren der digitalisierten Wirtschaft.
  • Die dauerhafte Verankerung des MWST-Beherbergungssatzes zur Unterstützung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Branche, ohne Steuerausfälle zu generieren.
  • Das Zustandekommen der Volksinitiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise». Die von hotelleriesuisse mitlancierte Initiative hat zum Ziel, missbräuchliche Schweiz-Zuschläge bei importierten Produkten künftig zu verhindern.

(htr/pt)