«Diversifizierung» steht für Andersartigkeit, eine Abgrenzung zu Bestehendem, für individuelle Lösungen. Es steht aber auch für etwas Neues, für Veränderung, Transformation und letztlich auch Innovation. Die Gründe für die Diversifizierung sind im Tourismus und in der Hotellerie vielfältig – einer davon sind die sich verändernden Rahmenbedingungen durch den Klimawandel. [RELATED]
Der Zeitpunkt, wann diese Diversifizierung vollzogen wird, ist von Destination zu Destination unterschiedlich. Städte sind anders betroffen als See- oder Bergregionen, und unter den Bergregionen gibt es je nach Höhenlage eine stark unterschiedliche Situation.
Im Engadin beschäftigen wir uns schon länger mit der kontinuierlichen Entwicklung hin zu einer Ganzjahresdestination. Dabei ist es unumgänglich, dass sämtliche Leistungspartner mitziehen. In den Bergregionen sind dies die Gemeinden, die Tourismusorganisationen, die Bergbahnen, die Beherbergungsbetriebe sowie die Zulieferer bis hin zum kleinsten Familienbetrieb.
Ohne die Aktivierung des lokalen Unternehmertums und Netzwerks funktioniert es nicht.
Erste Hotels im Engadin haben reagiert. Sie gehen voraus und bleiben bis spät in den Herbst hinein oder sogar ganzjährig geöffnet. Noch sind wir nicht am Ziel. Die Krux ist, den strategischen Fahrplan durch die heterogene Landschaft der Leistungspartner hinweg in eine gemeinsame Richtung zu entwickeln. Doch ohne die Synchronisation dieser individuellen Visionen und Ziele und ohne die Aktivierung des ganzen lokalen Unternehmertums und Netzwerks funktioniert es nicht. Die Destination muss sich ständig als Ganzes neu erfinden und sich in den Köpfen der Akteure hin zu einem agilen und innovativen Start-up wandeln.
Die Entwicklung hin zu einer Ganzjahresdestination bietet nicht nur neue Angebote für die Gäste, sondern auch einen nicht zu vernachlässigenden Nebeneffekt: Wer als Tourismusdestination seinen Mitarbeitenden Ganzjahresarbeitsverträge anbieten kann, wird als Arbeitgeber attraktiver. Die Lösung eines Mankos, das dem Tourismus seit jeher anhaftet.
Der Tourismus hat weltweit schon zahlreiche Krisen überstanden und sich immer wieder neu erfinden müssen. Ich bin überzeugt, dass die Schweizer Feriendestinationen einen Weg finden, sich den verändernden klimatischen Rahmenbedingungen anzupassen, um in allen Jahreszeiten ein attraktives Angebot zu bieten. Wichtig ist, dass wir die Themen bald angehen. Und wie gesagt: Diversifizierung bedeutet auch Innovation. Und Innovation – sich auf die wandelnden Bedürfnisse unserer Gäste auszurichten – tut uns gut.
Jan Steiner ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der Engadin Tourismus AG.