Zürich Tourismus hat mit der Studie «Tourismus neu denken» einen innovativen Ansatz vorgestellt, der auf die «Visitor Economy» setzt – eine Strategie, die sowohl externe Besuchende als auch die lokale Bevölkerung stärker einbezieht.
Tourismus ist mehr als «nur» Übernachtungs- und Tagesgäste. Im Gegensatz zum klassischen Tourismuskonzept, das sich primär auf die Gewinnung neuer Gäste von ausserhalb, den sogenannten Fremdenverkehr, fokussiert, beinhaltet die Visitor Economy ein umfassenderes Verständnis von Tourismus mitsamt den Aktivitäten der lokalen Bevölkerung. Einheimische nutzen gleichermassen Freizeit-, Kultur- und Erholungsangebote und tragen damit ebenso zur Wertschöpfung bei wie externe Besuchende. Diese breite Perspektive verstärkt die positiven Effekte des Tourismus auf Lebensqualität und Wirtschaft erheblich.
Für Tourismusorganisationen bedeutet das, den Tourismus gesamtheitlich zu denken und die lokale Bevölkerung als wesentliche Zielgruppe zu verstehen, anzusprechen und zu managen. Je stärker Einheimische die positiven Effekte des Tourismus auf ihren Lebensraum erkennen, desto besser wird ihre Einstellung gegenüber dem Tourismus. Der Tourismus wird nicht länger als etwas Externes betrachtet, sondern als integraler Bestandteil des städtischen Lebens, der aktiv zur Lebensqualität beiträgt.
Nur was gut ist für die lokale Bevölkerung, ist auch gut für den Tourismus.
Laut der Studie «Tourismus neu denken» erhält der Tourismus in Zürich hohen Zuspruch. Allerdings geht auch hervor, dass sich viele nicht bewusst sind, wie stark der Tourismus bereits zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beiträgt. Ohne den Tourismus wären das dichte Mobilitätsnetz, die Vielfalt der kulturellen Veranstaltungen, die innovative Gastronomie und ein breit gefächertes Freizeitangebot kaum in dieser Qualität und Fülle möglich. Der Tourismus stärkt zudem das positive Standortimage, was in den letzten Jahren entscheidend zur Ansiedlung von Schlüsselbranchen und internationalen Unternehmen in Zürich beigetragen hat.
Somit ist ein neuer Ansatz erforderlich, der sowohl die Bevölkerung mit ihren Bedürfnissen in den Blick nimmt als auch den Tourismus als wichtigen Bestandteil der Stadtentwicklung etabliert.
Das Konzept der Visitor Economy, das bereits in Städten wie Kopenhagen und Wien erfolgreich umgesetzt wird, verfolgt das Ziel, die Angebote so zu gestalten, dass sie der lokalen Bevölkerung einen echten Mehrwert bieten. Dann profitieren auch die Touristinnen und Touristen von diesem authentischen, natürlich gewachsenen Angebot. Nur was gut ist für die lokale Bevölkerung, ist auch langfristig betrachtet gut für den Tourismus – und nicht umgekehrt.
Je stärker Einheimische die positiven Effekte des Tourismus auf ihren Lebensraum erkennen, desto besser wird ihre Einstellung gegenüber dem Tourismus.
Die Destination Zürich, also die Stadt und die Region, muss nicht nur als Reiseziel vermarktet, sondern ganzheitlich entwickelt und strategisch gemanagt werden. Das gesamte Aufenthaltserlebnis der Besuchenden – von der Infrastruktur über Dienstleistungen bis hin zur Besucherlenkung – muss aktiv mitgestaltet werden.
Die neue Perspektive erfordert eine strukturelle Verankerung des Tourismusmanagements in den städtischen Strategien und der Stadtpolitik. Die Rolle von Zürich Tourismus wird sich dabei über die Destinationsvermarktung hinaus in Richtung Destinationsentwicklung und -management entwickeln. Dafür bedarf es auch einer engen Zusammenarbeit mit der Politik. Der Tourismus muss künftig als wichtiger Bestandteil der Stadt- und Regionalentwicklung betrachtet werden.
Dieser Ansatz gilt auch für die meisten anderen Tourismusregionen. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Tourismus seine Rolle als Motor für Lebensqualität und wirtschaftliches Wachstum langfristig erfüllt.
Thomas Wüthrich ist Direktor von Zürich Tourismus. Als aktives Mitglied des VSTM/ASMT setzt er sich für tourismusübergreifende Themen ein.