Das Lärmkorsett, also die maximal mögliche Belastung, sei «in Stein gemeisselt», sagte der projektleitende Ingenieur Peter Jaberg vor den Medien in Belp. Das Projekt, das am Dienstag vorgestellt wurde, habe auch keinen Einfluss auf die Gesamtanzahl der Flugbewegungen, die in Bern-Belp auf 75'000 pro Jahr begrenzt sind.
Durch den geplanten satellitengestützten Südanflug würden die Siedlungsgebiete von Bern, Muri, Allmendingen und Rubigen von Fluglärm entlastet, sagte Mathias Häberli, Geschäftsführer der Flughafenbetreiberin Alpar AG. Die besiedelten Gebiete im Aaretal würden neu aber nicht übermässig durch Fluglärm belastet.
Bereits jetzt wird das Belpmoos vereinzelt von Süden angeflogen. Es seien heute durchschnittlich fünf bis sieben Landungen pro Tag. Mit dem neuen, satellitengestützten Anflugverfahren sollen es an einem durchschnittlichen Tag künftig acht bis zehn Landungen sein.
Auf ein Jahr gerechnet sehen die Prognosen 3300 Landungen von Süden vor. Das entspricht 28 Prozent aller Landungen in Bern-Belp.
Einsprachen erwartet
Die betroffenen Gemeinden im Aaretal sind jedoch skeptisch und befürchten eine starke Zunahme des Fluglärms. Hansruedi Blatti, Gemeindepräsident von Wichtrach, bemängelte am Rande der Medienkonferenz etwa, dass keine Kontingentierung für die neuen Anflüge schriftlich festgehalten werde.
Da der Südanflug wegen der Windverhältnisse praktischer sein werde, könne es sein, dass es doch mehr Südanflüge gebe als erwartet, sagte Blatti. Er kritisierte zudem, dass die Verantwortlichen des Flughafens erst jetzt den Kontakt zu den Gemeinden im Aaretal suchten.
Die Befürchtung, dass der Fluglärm deutlich steigen werde, ist auch in Münsingen zu spüren, wie Gemeindepräsident Beat Moser sagte. Es sei deshalb ziemlich sicher, dass die Gemeinde Münsingen sowie Privatpersonen von der Einsprachemöglichkeit Gebrauch machen würden.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat des Gesuch des Flughafens Bern-Belp bereits öffentlich aufgelegt. Einen Monat lang ist es in Belp, Münsingen und Bern einzusehen. Die Realisierung des Projekts ist für 2015/16 vorgesehen.
Freizeitfliegerei wird beeinträchtigt
Die Flughafen-Verantwortlichen sehen vor allem Vorteile im satellitengestützte Anflugverfahren. Damit seien etwa kürzere und umweltverträglichere Instrumentenanflüge aus südlicher Richtung möglich, sagte Flughafendirektor Häberli. Auch werde die Erreichbarkeit des Flughafens bei schlechtem Wetter verbessert.
Zwar werde es schon auch Beeinträchtigungen geben, fügte Jaberg an. Neu liegt etwa der Flugplatz Thun in der Flughafenkontrollzone von Bern-Belp, was Auswirkungen auf die Sport- und Freizeitfliegerei haben wird. Betroffen sind hier etwa Deltasegler und Gleitschirmflieger, die neu grundsätzlich nur noch via Funkkontakt in den Luftraum fliegen dürften.
Weiterer Ausbau des Flughafens
Ende Januar wird das BAZL zudem ein zweites Gesuch der Alpar AG öffentlich auflegen. Es geht um die sogenannte 4. Ausbauetappe des Flughafens Bern-Belp (Plan siehe Bilder).Die Alpar will neue Flugzeug-Abstellflächen südlich der Piste bauen und einen neuen Rollweg.
Mit dieser Ausbauetappe sollen die Verkehrsarten entflochten werden, wie Häberli sagt. So soll es künftig einen Bereich Nord für Linien- und Charter- sowie Geschäftsreiseverkehr geben. Der Bereich Süd ist für generelle Aviation, Flüge für touristische und sportliche Zwecke, Arbeitsflüge und dergleichen vorgesehen.
Kritik an Plänen
Keine Freude an den Ausbauplänen hat etwa die Vereinigung gegen Fluglärm (VgF).Der Flughafen Bern-Belp sei in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut worden, was zu zunehmendem Fluglärm geführt habe, schreibt die Vereinigung. Mit der 4. Ausbauetappe solle aber noch weiterer Flugverkehr, insbesondere mit Privatjets, angezogen werden.
Der VCS des Kantons Bern lehnt den Ausbau und den geplanten Südanflug ab, «wenn damit der Flugverkehr und die Lärmbelastung zunehmen». In einer Mitteilung fordert der VCS, dass der Südanflug optimiert wird. Dabei seien die Interessen der Bevölkerung höher zu gewichten als touristische Interessen. (npa/sda)