Seit dem Abschluss meiner Ausbildung vor 40 Jahren habe ich in der Hotellerie häufiger mit Frauen als mit Männern zusammengearbeitet. Ich bin überzeugt, dass die Berufe der Hotellerie und Gastronomie mehrheitlich von Frauen ausgewählt werden, da sie sehr sinnstiftend und sinnspendend sind. Wenn man gerne mit Menschen zusammenarbeitet, gibt es keinen schöneren Beruf. Ich bin auch überzeugt, dass gemischte Teams bessere Lösungen finden, als wenn Männer Entscheidungen allein treffen. Frauen in Unternehmen sind überaus wichtig.
Mütter im Arbeitsprozess zu behalten, liegt mir persönlich am Herzen.
Mütter im Arbeitsprozess zu behalten und zu integrieren, liegt mir am Herzen. Ich bin selbst Mutter zweier erwachsener Söhne und habe es immer geschätzt, dass ich nebst dem Muttersein weiterhin als Gastgeberin tätig sein konnte. Für eine Mutter ist der Wiedereinstieg nach der Geburt und der wichtigen Stillzeit eine grosse Herausforderung. Umso wichtiger ist es, dass Arbeitgeber Hand bieten und bemüht sind, den Müttern die Rückkehr ins Berufsleben so angenehm wie möglich zu machen. Dies bedingt Wille und grosse Flexibilität der Unternehmen bei der Gestaltung der Arbeitszeiten und der möglichen Tätigkeiten, die beispielsweise für einen Teilzeitjob infrage kommen.
Unsere Branche eignet sich perfekt dafür, Wiedereinsteigerinnen, aber auch Quereinsteigerinnen ihren Bedürfnissen angepasste Arbeitszeiten zu ermöglichen. Schliesslich werden unsere Dienstleistungen fast rund um die Uhr angeboten. Idealerweise bieten sich hier auch Homeoffice-Tage an – gerade in den Bereichen Finanzen, HR oder Marketing. Ganz nach dem Motto: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Die heutige Generation von Frauen teilt sich die Familienpflichten gerne partnerschaftlich. Darum ist es wichtig, dass man Frauen die Möglichkeit eines Wiedereinstiegs proaktiv anbietet und diese mit ihnen offen bespricht – schon während der Schwangerschaft. Und schliesslich müssen Unternehmen im Wissen um den Fachkräftemangel flexibel sein beziehungsweise flexibler werden, um arbeitswilligen Frauen familientaugliche Arbeitsmodelle zu bieten. Dies ist mit einer positiven Haltung und ein wenig «Goodwill» in der Hotellerie gut machbar.
Es bieten sich Homeoffice-Tage an. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Zwar gibt es heute mehr Krippenplätze als noch vor 30 Jahren, doch werden in den Kindertagesstätten kaum Betreuungszeiten nach 18 Uhr angeboten. Insofern kommen für Mütter mit Wiedereinstiegswunsch häufig nur Tageseinsätze, mehrheitlich während der Woche, infrage. Das ist eine Tatsache, die sich anscheinend nicht ändern lässt.
Im «Schweizerhof» Lenzerheide bieten wir einen hoteleigenen Kindergarten an, in dem die Kinder unserer Mitarbeitenden kostenlos betreut werden, inklusive Verpflegung am Mittag und Unterstützung bei den Hausaufgaben. Er ist an sieben Tagen pro Woche geöffnet. Das ist eine wertvolle Win-win-Situation für die Kinder der Hotelgäste und unser Team, das darauf zählen kann, dass ihre Kinder ab zwei Jahren betreut werden.
Da immer noch viele Hotels von männlichen Direktoren geführt werden, ist Nachholbedarf in gewissem Masse verständlich. Für Männer ist es sicherlich schwierig, sich in die Gefühle einer Mutter und deren Wunsch nach einem Teilzeitpensum zu versetzen.[RELATED]
Nach den letzten eidgenössischen Wahlen hat sich das Parlament deutlich verjüngt, und es wurden enorm viele Frauen ins Parlament gewählt. Dies ist der richtige Weg, damit die jungen Frauen, die heute im Arbeitsprozess stehen, ihre Anliegen schweizweit auch direkt im Parlament einbringen können. Im Herbst 2023 finden die nächsten eidgenössischen Wahlen statt; ein Moment, um erneut ein Zeichen zu setzen.