Bundesrat Alain Berset hat am Montag bei einem Besuch in Graubünden vor einer zu raschen Lockerung der Cornona-Massnahmen auch im Tourismus und in der Gastronomie gewarnt. Der Bundesrat habe alles gemacht, um den bestmöglichen Weg zu finden. Und das gelte auch für die nächsten Lockerungsschritte. Ein zu rasches Vorgehen könne eine zweite Ansteckungswelle provozieren.
Berset konnte der Bündner Regierung keinen verbindlichen Termin für eine allfälliges Hochfahren der touristischen Infrastruktur nennen. Der Bundesrat wolle das so rasch wie möglich tun, aber so langsam wie nötig, betonte der Gesundheitsminister an einer gemeinsamen Medienorientierung mit Mitgliedern der Bündner Regierung. Und er fügte an: Die Perspektiven seien nicht schlecht, aber «wir wollen keinen Blindflug machen.» [RELATED]
Die Tourismusbranche genauso wie die Gastronomie werden vermutlich im Verlauf des Juni konkret erfahren, wie es weiter geht. «Wenn es gut geht, können wir am 8. Juni, dem Datum des dritten Lockerungsschrittes, grosszügig sein», unterstrich Berset. Der erste Lockerungsschritt beginnt nächsten Montag, der zweite am 11. Mai.
Beatmungsgeräte-Unternehmen besichtigt
Bersets Delegation war am Montag per Helikopter nach Graubünden geflogen. Erster Programmpunkt bildete eine Visite bei der Hamilton Medical AG in Domat/Ems. Das Unternehmen stellt Beatmungsgeräte her, die für Corona-Patienten mit schweren Verläufen gebraucht werden. Die Geräte werden weltweit exportiert.
Danach besuchten Berset und der Bündner Regierungspräsident Christian Rathgeb die Helpline Graubünden in Cazis. Die Anlaufstelle leistet am Telefon psychologische Erste Hilfe in Notlagen. Berset und Rathgeb sprachen mit Mitarbeitenden über deren Erfahrungen und Herausforderungen.
Auch bei lokalen Vereinen in Rhäzüns und Bonaduz schauten der Bundesrat und seine Delegation herein und liessen sich zeigen, was Freiwillige für die Nachbarschaftshilfe in Corona-Zeiten aufgebaut hatten.
Graubünden hat im landesweiten Vergleich eine relativ hohe Zahl von Corona-Fällen pro Kopf. Auf 100'000 Einwohner kamen am Montag rund 380 bestätigte Fälle, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schrieb. Einen höheren Anteil hatten lediglich Genf, das Tessin, die Waadt, Basel-Stadt und das Wallis. (sda)