«Das Bundesamt für Statistik musste feststellen: Wir sind erst auf knapp 75 Prozent – nach wie vor fehlt uns ein guter Viertel der Hotelübernachtungen, die wir im starken Jahr 2019 verbuchen konnten», resümierte Martin Nydegger im Rahmen der Medienkonferenz. Dieser Viertel wiege schwer. Und dies trotz des Rekords an Schweizer Gästen und vieler Gäste aus Europa. 2021 kamen insgesamt erst drei Viertel der üblichen Hotellogiernächte (LN) zustande. Die Begeisterung für Ferien im eigenen Land halte bei Schweizerinnen und Schweizern jedoch an, auch im Jahr zwei der Pandemie.

Aus Europa fanden letztes Jahr gut die Hälfte der üblichen LN wieder wieder statt («nur» -44 Prozent), dies vor allem dank vielen Gästen aus den Nachbarländern Frankreich (-23 Prozent) und Deutschland (-34 Prozent), den Benelux-Staaten (-42 Prozent) sowie – als Überraschungserfolg – aus Polen (einziger Europamarkt, der 2021 mit 5 Prozent positiv abschliesst). Dagegen zeigt sich die LN-Bilanz aus Übersee nach wie vor tiefrot mit -80 Prozent. Immerhin lief die Sommersaison für Gäste aus Brasilien (Juli und August, -60 Prozent) sowie den Golfstaaten (Juli und August, -49 Prozent) nicht ganz so negativ. Gäste aus Fernost fehlten dagegen fast vollständig.

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Weitgehende Erholung bis 2023, Asien wohl erst bis 2025
Für 2022 prognostiziert ST eine weitere Verbesserung der LN auf 84 Prozent des Niveaus von 2019. Annähernd das gesamte Volumen aus dem Jahr 2019 wird dann für 2023 erwartet. Im Heimmarkt sollte sich in diesem Jahr das starke Wachstum aufgrund der gestiegenen Möglichkeiten für Auslandsreisen abbremsen auf rund 5 Prozent, und 2023 dürfte die Nachfrage aus der Schweiz etwa auf diesem Niveau stagnieren.

In Europa sieht ST gewisse Einschränkungen, deshalb prognostiziert Nydegger hier für 2022 noch einmal ein Minus von 17 Prozent. 2023 werden aus Europa noch unter den 100 Prozent der LN von 2019 erwartet.
Einen längeren Atem braucht die Branche für die Fernmärkte. Hier bleiben die Zahlen auch dieses Jahr rot. Für 2022 fehlen laut ST mehr als die Hälfte der LN aus 2019 . 2023 stehen die Vorzeichen gut, dass immerhin knapp 70 Prozentder LN von 2019 aus Übersee wieder erreicht werden können. Die vollständige Erholung aller Fernmärkte, insbesondere jener in Asien, dürfte jedoch erst 2025 und in den Jahren danach eintreffen.

Pandemie erlaubt keine schweizweite Pauschalbeurteilung
HotellerieSuisse Präsident Andreas Züllig wies darauf hin, dass die Situation aufgrund der Coronapandemie keine schweizweite Pauschalbeurteilung erlaube. «Die Qualität und der international hervorragende Ruf der Schweizer Hotellerie gründet auf deren Resilienz sowie deren Drang nach vorne zu blicken und Herausforderungen mit Mut und Entschlossenheit anzunehmen» ist Andreas Züllig überzeugt.

Er spricht damit den Fakt an, dass die Schweizer Beherbergungsbranche in ihrer bewegten Geschichte schon aus mancher Krise gestärkt hervorgegangen ist. Dennoch müsse man – trotz zunehmend entspannter Lage – auf die Euphoriebremse treten. «Zahlreiche Betriebe werden die Auswirkungen der Krise, sowohl im Bereich Finanzen als auch punkto Auslastung, noch über 2022 hinaus spüren», mahnt Züllig. Stolz ist der Präsident jedoch vor allem auf die unternehmerische Widerstandskraft und die positive Grundhaltung innerhalb der Branche.

Planungssicherheit ermöglicht Fokus auf neue Gästebedürfnisse
Die mutigen Entscheide des Bundesrates vom 16. Februar gäben die dringend benötigte Planungssicherheit, um gezielt auf die Bedürfnisse zu reagieren, die sich aufgrund der Coronapandemie verstärkt verändert haben. «So hat das Bewusstsein für nachhaltiges Reisen in der Bevölkerung weiter zugenommen. Hotelbetriebe sind gefordert, ihre Bestrebungen im Bereich Nachhaltigkeit sichtbar zu machen. Während das Programm «Swisstainable» vor allem auf den Endkunden einzahlt, hat HotellerieSuisse eine umfassende Informationsplattform für Hotelièren und Hoteliers entwickelt, die konkrete Massnahmen ergreifen wollen», so Züllig. [RELATED]

Einen zweiten Trend ortet Züllig in der Vermischung von Geschäfts- und Freizeittourismus zu sogenannten «Bleisure»-Aufenthalten. Insbesondere in urbanen Regionen würden sich neue Möglichkeiten für eine Erweiterung der Angebote eröffnen. Mit der 2021 entwickelten Spezialisierungskategorie «Boutique Hotel» unterstützt HotellerieSuisse Betriebe, die für die Zielgruppen in dieser Nische attraktiv sind.

Fachkräfte sind das wertvollste Gut
Abschliessend wies Züllig darauf hin, dass Fachkräfte das wertvollste Kapital seien. Bekanntermassen hat die Branche während der Pandemie weiter an Attraktivität verloren. Bereits im Jahr 2018 hat HotellerieSuisse unter dem Namen «Future Hospitality» ein Programm ins Leben gerufen, um die Attraktivität der Branche nachhaltig zu steigern. Dieses Programm wird im Jahr 2022 neu lanciert. Massnahmen in total sechs Handlungsfeldern sollen Beherbergungsbetreiber befähigen, ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt zu stärken. (htr/bbe)


Die Medienkonferenz zum Nachschauen

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